SPD im DIALOG mit der Apothekerkammer

Veröffentlicht am 23.06.2018 in Ortsverein

Führten einen interessanten und kurzweiligen Dialog: Stellvertretende SPD-Ortsvorsitzende Barbara Kasberger (3.v.re.) und Schriftführer Rainer Pasta (li.) mit den ApothekerInnen Birgit Hlawa-Geiger (2.v.li.), Maria Ammer (re.), Thomas Hasenpusch (3.v.li.) und PKA Caroline Stocker

„Im Notfall ist die Apotheke am Ort für Sie da – nicht aber die Internet-Apotheke“

SPD reagiert auf aktuelle Apothekenschließung – Berufsbild des Apothekers im Wandel

Wieder griff die Geiselhöringer SPD bei ihrer mittlerweile sechsten Dialog-Veranstaltung am vergangenen Donnerstag in der Taverne Korfu ein brandaktuelles Thema auf. Die Frage „Wie viel Apotheke braucht der Mensch“ stellt sich den Geiselhöringer Bürgerinnen und Bürgern derzeit ebenso aktuell, wie die Frage „Mein Hausarzt ist weg, was nun?“ vor zwei Monaten. Wie sich im Gespräch herausstellte, hat zwar die Schließung der Marien-Apotheke nicht direkt mit der Schließung der Arztpraxis Roderer zu tun, aber die erfolglose Suche nach einem Nachfolger sehr wohl. Birgit Hlawa-Geiger, Pressesprecherin der Bayerischen Apothekerkammer, sowie die beiden Apotheker Maria Ammer und Thomas Hasenpusch stellte sich den Fragen der Bürgerinnen und Bürger und diskutierten mit den Vertretern der Geiselhöringer SPD die aktuelle Situation in Geiselhöring, aber auch den anstehenden Wandel im Berufsbild des Apothekers.

Stellvertretende SPD-Ortsvorsitzende Barbara Kasberger konnte neben einer Reihe von Bürgerinnen und Bürgern auch die Apotheker Maria Ammer (re.) und Thomas Hasenpusch begrüßen. Ralf Stierstorfer musste sich krankheitsbedingt entschuldigen, ließ sich aber von seiner Ehefrau vertreten. Aus der Marien-Apotheke nahm die pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte Caroline Stocker an dem Gespräch teil. „Zuerst schließt eine Arztpraxis, wenig später eine Apotheke. Ein gewisser Abwärtstrend ist unverkennbar“, so Barbara Kasberger, die die Pressesprecherin der Bayerischen Apothekerkammer, die Straubinger Apothekerin Birgit Hlawa-Geiger willkommen hieß. Kasberger versicherte: „Die Entwicklung Geiselhörings liegt uns allen am Herzen“.

Nachdem sich erst vor kurzem 1400 Kassenpatienten einen neuen Hausarzt suchen mussten, und dies nicht immer am Ort gelang, sind es nun rund 2000 Kunden, die sich neu orientieren müssen, wenn sie Medikamente oder Rat und Beratung eines Apothekers brauchen. „Am 1. Juli schließt die Marien-Apotheke von Karl-Heinz Tins für immer“, fasste Schriftführer Rainer Pasta die Situation am Ort zusammen.

Zwei Apotheken in Geiselhöring reichen, aber ...

Thomas Hasenpusch, Inhaber der St. Leonhard-Apotheke, versicherte, dass die betroffenen Kunden keine Sorge haben müssten, dass ihre Versorgung mit Medikamenten und die Aufrechterhaltung des Notdienstes nicht gewährleistet wären. „Zwei Apotheken können eine Stadt wie Geiselhöring gut versorgen“, so Hasenpusch, der sich nun auch die Versorgung des Seniorenheims mit Ralf Stierstorfer teilt. Anders als bei den Ärzten ist ein Apothekersitz nicht reglementiert und somit den „freien Kräften des Marktes“ unterworfen, erfuhren die Zuhörer seitens der Apothekenkammer. In Deutschland kommen durchschnittlich etwa 3200 Einwohner auf eine Apotheke , so Birgit Hlawa-Geiger. Noch klingt das beruhigend, doch die Aussage von Thomas Hasenpusch, dass er „bereits seit 9 Jahren in Rente“ sei und ebenfalls keinen Nachfolger finde, stellt die Situation vor Ort unter einem anderen Licht dar – die Option, dass es in Geiselhöring in Zukunft nur noch eine Apotheke gibt, ist durchaus greifbar.

Auch Apotheken-Sterben ist systembedingt – Sonderfall Geiselhöring

Damit erreichte die Diskussion ihren Höhepunkt: Warum ist es nicht möglich, einen Arzt und nun auch einen Apotheker nach Geiselhöring zu bekommen? Ähnlich wie der Hausarztmangel – nicht nur in Geiselhöring – ist auch das Apotheken-Sterben systembedingt, bestätigte Hlawa-Geiger. Neben dem demographischen Aspekt, d.h. dass viele Apotheker altersbedingt aufhören, sind junge Apothekerinnen und Apotheker nicht bereit, das Risiko einer Selbstständigkeit und der damit verbundenen Investitionen zu tragen, wenn das wirtschaftliche Überleben nicht klar gesichert sei. Die direkte Nähe zu einem Allgemeinarzt ist eine unabdingbare Voraussetzung für die wirtschaftlich sinnvolle Ansiedlung, so die Erfahrung der Straubinger Apothekerin. Damit war man wieder beim Problemfall Geiselhöring: In Geiselhöring räche sich nun einmal mehr, dass seit Jahrzehnten versäumt wurde, die nötigen Voraussetzungen für eine ausreichende Arztansiedlung zu schaffen. Es habe nie einen ernstgemeinten Lösungsansatz gegeben, bestätigte SPD-Urgestein Franz Bayer. Ein Ärztezentrum oder ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) mit fachübergreifender Arztversorgung wäre für jeden Apotheker ein hervorragender Grund, sich in Geiselhöring nieder zu lassen, so Hlawa-Geiger. Wie die Ärzte, vermissen auch die Geiselhöringer Apotheker den regelmäßigen Austausch mit den Stadtoberen. Die SPD wiederholt ihre Forderung zur Einrichtung eines „Runden Tisches“ für das Gesundheitswesen, der mindestens zweimal im Jahr tagt.

Wandel im Berufsbild des Apothekers

Der Wandel im Berufsbild des Apothekers nahm ebenfalls einen großen Raum im Dialog mit der SPD ein. Birgit Hlawa-Geiger bestätigte den Trend zum Kauf von Medikamenten bei europaweit agierenden Internet-Apotheken, die aufgrund eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs von 2016 auch verschreibungspflichtige Medikamente mitsamt Boni und Rabatten verkaufen dürften. Den ansässigen Apotheken sei dies, aufgrund der Preisbindung bei Medikamenten – deshalb kosten verschreibungspflichtige Medikamente in allen Apotheken gleich viel –, verboten. Dagegenhalten könnten Apotheken vor Ort nur mit ihren Beratungs- und Serviceleistungen, die viele Kunden doch gerne in Anspruch nehmen. Auch bei der Notfallversorgung halten sich die Internetanbieter selbstverständlich vornehm zurück, so die Apotheker-Vertreterin. Ein baldiges Umschwenken der Politik zur Sicherung der Apothekenversorgung vor Ort sei dringend nötig. Ein, vor allem von der SPD in Bayern favorisiertes, Präventionsgesetz würde den Apothekern ein neues Betätigungsfeld eröffnen, so Rainer Pasta. Dem stimmten auch die Apotheker zu, denn gerade sie seien erster und kompetenter Ansprechpartner bei Gesundheitsproblemen oder Vorsorgemaßnahmen im Vorfeld einer Erkrankung. Natürlich müssten die Krankenkassen diese zusätzliche Beratungstätigkeit auch entsprechend honorieren. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Ärzten „auf Augenhöhe“ sei dafür aber auch nötig, so Hlawa-Geiger.

Bei der anschließenden Diskussion ging es u.a. auch um die Notfallversorgung, die die verbleibenden Apotheker nun zwingt, öfters Nacht- und Notdienst zu absolvieren als bisher. Alle Kunden, die an Sonn- und Feiertagen z.T. nach Neufahrn, Aiterhofen oder Strasskirchen fahren müssen, wenn nicht gerade ein Geiselhöringer Apotheker Notdienst hat und dringend Medikamente benötigt werden, wissen dies zu schätzen. Im akuten Notfall finde der Apotheker vor Ort immer ein schnelle Lösung – das gehört zu seinem Versorgungsauftrag – ,dies sollten sich alle Internet-Bezieher dringend bewusst machen, so auch das Schlusswort der Apotheker-Vertreterin.

 

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