Festakt zu "70 Jahre SPD im Alt-Landkreis Mallersdorf"

Veröffentlicht am 02.12.2015 in Veranstaltungen

Text: Laberzeitung vom 28.11.2015/Langwieder

Rot war Trumpf: Der SPD-Arbeitskreis Labertal hat beim Festakt langjährigen Mitgliedern Dankesurkunden überreicht – darunter Heinz Weidke aus Geiselhöring (vorne, Zweiter von links) für 60 Jahre und Herta Neumeier aus Straubing (vorne, Mitte) für „fast 70 Jahre“. Es gratulierten unter anderem der SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher (vorne, Zweiter von rechts), Arbeitskreis-Sprecher Rainer Pasta (direkt dahinter), der SPD-Kreisvorsitzende Martin Kreutz (rechts hinter Pasta) und die SPD-Vorsitzende des Nachbarlandkreises Landshut, MdL Ruth Müller ( rechts)

 

Ehrbezeugung für „aufrichtige Menschen“

70 Jahre SPD-Wiedergründung im Altlandkreis Mallersdorf – Markus Rinderspacher spricht

Mitglieder und Funktionäre der SPD haben am Donnerstagabend im Haus der Generationen in Mallersdorf die Wiedergründung ihrer Partei im Altlandkreis Mallersdorf vor 70 Jahren gefeiert. Markus Rinderspacher, der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, ehrte dabei die zahlreichen langjährigen Mitglieder, die ins HDG gekommen waren, und erinnerte an die Verdienste des SPD-Politikers Wilhelm Hoegner, dem zweiten Ministerpräsidenten Bayerns nach dem Zweiten Weltkrieg.

Der Höhepunkt des Festabends sei es für ihn, die langjährigen Mitglieder zu ehren, sagte Markus Rinderspacher bei seiner Festrede. Sie hätten die Werte von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität hochgehalten, selbst wenn sie sich dadurch im Bekanntenkreis, im Betrieb und auch in den Familien nicht selten großer Ablehnung ausgesetzt sahen. Sie hätten sich dadurch als „aufrechte Menschen“ erwiesen.

Als ein Vorbild für alle Sozialdemokraten stellte er in seiner Rede den ersten bayerischen Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner vor, den er als den „größten bayerischen Demokraten der Nachkriegsgeschichte“ bezeichnete. Nach Jahren im Exil sei dieser nach dem Krieg in seine bayerische Heimat zurückgekehrt. In seinem Koffer: ein Brot, drei Äpfel, zwei Dutzend Gesetzesentwürfe und 140 Artikel als Grundlage für eine Verfassung des Freistaates. Nicht zuletzt seinetwegen trage die Verfassung eine stark sozialdemokratische Handschrift.

„Unverbrüchlicher Einsatz gegen Fremdenhass“

Zum Selbstverständnis der SPD gehöre auch der „unverbrüchliche Einsatz gegen Fremdenhass“, erinnerte Rinderspacher. Vor dem Hintergrund von zunehmender Hetze gegen Ausländer mit nicht weniger als 45 Angriffen auf Flüchtlingsheime in diesem Jahr, habe dieser Grundsatz wieder stark an Aktualität gewonnen. Zunehmend hätten auch Menschen, die sich für Flüchtlinge einsetzen, Anfeindungen zu ertragen. Auch hier dienen Hoegner und die SPD als Vorbild. Denn nach dem Krieg sei es nicht – wie häufig dargestellt – die CSU, sondern die SPD gewesen, die die Sudetendeutschen mit offenen Armen aufgenommen habe.

Rinderspacher hatte seine Rede vor der Gründungsfahne des Ortsvereins Geiselhöring von 1923 gehalten – jenem Ortsverein, der nach den Aufzeichnungen der US-amerikanischen Besatzer eine Keimzelle der Sozialdemokratie gewesen war, wie Rainer Pasta, Sprecher des SPD-Arbeitskreises Labertal, berichtete. So stammte auch der erste Vorsitzende im Altlandkreis, Albert Jungbauer, aus Geiselhöring. Jungbauer war auch lange Jahre der Bürgermeister Geiselhörings. Simon Vogl, der im Dezember 1946 für den Wahlkreis Niederbayern/Oberpfalz in den ersten Bayerischen Landtag einzog, stammt aus dem benachbarten Greißing. Auch eine Jungsozialengruppe habe sich 1947 hier gegründet. Deren erster Vorsitzender war Heinz Sonka.

Dass vor allem die SPD Anlaufstelle für die Vertriebenen war, belegte Pasta mit den Entwicklungen bei den Mitgliederzahlen im Altlandkreis Mallersdorf. Diese seien der Flüchtlinge wegen über Jahre hinweg angestiegen. Das habe sich erst geändert, als die Vertriebenen Ende der 1940er Jahre dorthin weiterzogen, wo es Arbeit gab – nach Stuttgart etwa, oder ins Rheinland.

Einer der blieb, war Heinz Weidke aus Geiselhöring, der im Alter von fünf Jahren mit seinen Eltern aus der alten Heimat vertrieben worden war und zuletzt im Labertal landete. Vor 60 Jahren hat er sich der SPD angeschlossen und wurde – zusammen mit anderen langjährigen Mitgliedern – im Rahmen des Festabends geehrt. Geehrt wurde auch Herta Neumeier aus Straubing für „fast 70 Jahre“ Mitgliedschaft.

Ziel: Zerrissene Vereine wieder zusammenführen

Gegründet wurde der Arbeitskreis Labertal vor sieben Jahren mit dem Zweck, die Ortsvereine und Kreisverbände, die im Zuge der Gebietsreform in den 1970er Jahren zerrissen worden waren, wieder näher zusammenzuführen. Die Trennung habe damals dazu geführt, dass die Ortsvereine im Gäuboden mehr mit jenen in den Bayerwald-Gemeinden im Kreis zu tun hatten als mit den Ortsvereinen in der direkten Nachbarschaft, etwa in Sünching. Diese verloren gegangenen Verbindungen seien mit der Gründung des Arbeitskreises wieder belebt worden, zeigte sich Pasta erfreut. Der Arbeitskreis engagiert sich auch heimatkundlich und hat unter anderem die Ausstellung „Flucht, Vertreibung und Asyl 1945-2015“ zusammengestellt, die an verschiedenen Orten im Labertal zu sehen war und ist.

Weitere kurze Reden hielten der Kreisvorsitzende Martin Kreutz, Olaf Sommerfeld, der Vorsitzende des SPD-Stadtverbands Straubing sowie die Landtagsabgeordneten Ruth Müller aus Landshut und Johanna Werner-Muggendorfer aus Kelheim, die den mangelnden SPD-Nachwuchs beklagte. Martin Auer, ehemaliger Geschäftsführer der SPD Niederbayern/Oberpfalz, blickte auf die Wiedergründung der Partei auf Bezirksebene zurück, die einige Wochen nach den Ortsvereinen – Anfang 1946 – erfolgt war.

Unvollständig wäre eine Feier der Sozialdemokraten ohne das gemeinsame Singen von Arbeiterliedern und dem launingen „Handwerkerlied“, zur Gitarre gesungen von Reinhard Peter vom SPD-Ortsverein Tegerenheim. Mit dem Singen der „Internationalen“, der Hymne der Arbeiterbewegung, ging der Festakt zu Ende.

 

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