Geschichtswerkstatt in Geiselhöring

Veröffentlicht am 21.10.2014 in Veranstaltungen

Hella Meister mit dem Modell der „ SMS Seeadler“ sowie Archivarin Karin Hagendorn und AK-Sprecher Rainer Pasta

 

Enkel-Generation pflegt das Andenken an die Großväter bis heute

„Museum der Seefahrt“ zweite Station der „Geschichtswerkstatt 1. Weltkrieg“

 

Das „Museum der Seefahrt“ in Geiselhöring war, nach dem Heimatmuseum Ergoldsbach, die zweite Station der „Geschichtswerkstatt 1. Weltkrieg“ des SPD-Arbeitskreises Labertal. Am Samstagnachmittag konnten interessierte Bürgerinnen und Bürger ihre Familien-Erinnerungsstücke aus dem 1 Weltkrieg zeigen und im geschichtlichen und regionalen Kontext bewerten lassen. Die Fundstücke im Raum Großraum Geiselhöring zeichneten sich durch komplexe Sammlungen zu einzelnen Personen aus, wohingegen bisher immer nur Einzelstücke zur Ansicht kamen. Am Sonntag zum Tag der offenen Türe im Museum konnte sich die Bevölkerung einen Teil der eingereichten Stücke und die umfangreiche Museums-Sammlung ansehen. „Auch die Verbindung der kaiserlichen Marine zu unserer Region konnten wir mit dem Matrosen Karl Mühldorfer aus Mengkofen und  Oberleutnant zur See, Anselm Lautenschlager, Sohn des Ergoldsbacher Apotherkes Lautenschlager, herstellen“, freute sich Organisator Rainer Pasta.

Ludwig Schneider, Ludwig Rohrmeier, Johann Urmann, Karl Hutterer, Xaver Lichtinger, Ludwig Kerscher, Alois Molz und Bruno Fuchs - sie waren die Fixpunkte der Geiselhöringer Geschichtswerkstatt zum Ersten Weltkrieg im Museum der „Seefart in Geiselhöring“. Ihre Nachkommen, vor allem die Enkel-Generation, pflegt das Andenken an die Großväter und ihre Erlebnisse im Ersten Weltkrieg bis heute. Dazu haben sie zum Teil eine umfassende Sammlung von Erinnerungsstücken, die inzwischen rund 100 Jahre alt sind, zusammengetragen und halten diese in Ehren. Das war auch die herausragende Gemeinsamkeit der meisten Fundstücke aus Geiselhöring, Sallach und Atting. Sind es meistens nur einzelne Erinnerungsstücke, wie Feldpostkarten, Urkunden oder Gedenkblätter, die in den Familien überdauert haben, konnten am Wochenende ganze Sammlungen zu einzelnen Personen vorgestellt werden. Vom Wehrpass über Fotos und Postkarten hin zu Orden und Urkunden konnten die Erlebnisse der Frontsoldaten nachempfunden werden. Viele von ihnen kamen nach Ende des Krieges wieder nach Hause, so dass wohl deshalb die Erinnerungsstücke so reichhaltig gesammelt und erhalten wurden. Für andere galt das nicht und lediglich die Todesanzeige haben die Familien noch als Erinnerungsstück aufgehoben – eine kleine Geschichte zu jedem Stück konnten die Verwandten aber immer mit beisteuern. Archivarin Karin Hagendorn und AK-Sprecher Rainer Pasta begutachteten die Erinnerungsstücke, bewerteten und dokumentierten sie.

„Schatz im Taubenkobel“

Von einem besonderen Fund wurde aus Sallach berichtet: Bei Aufräumarbeiten entdeckte der Hauserbe im Taubenkobel unter einer dicken Schicht Mist eine kleine Truhe. Darin befanden sich mehrere hundert Mark. Versteckt hatte seine Ersparnisse wohl der Kleinbauer, der in den Krieg musste und zu Tode gekommen ist – niemand wusste von seinem „Schatz“ bis er 2003 zufällig entdeckt wurde. Leider haben die Geldscheine heute nur noch einen Sammlerwert von ein paar Euro, aber die Geschichte die dahintersteckt, ist sicherlich unbezahlbar.

Sammelalben der Fußballspieler hatten im 1. Weltkrieg ihre Vorgänger

Ergänzt wurden die gezeigten Familienerbstücke durch eine weitreichende Sammlung an Gegenständen aus dem „Museum der Seefahrt“, die Inhaberin Hella Meister aus ihrem reichhaltigen Inventar zusammengestellt hatte. Hier ging es neben den nautischen Schätzen und den obligatorischen Fachbüchern und Landkarten auch um das Leben der Daheimgebliebenen, dem sich der AK Labertal in seiner Aktion besonders widmen will. Das „Kriegskochbuch für den Norden“ zeigte ebenso wie die Darlehenskassenscheine und Kleingeldersatzpapiere, dass das Leben der Menschen in der Heimat vom Krieg in allen Facetten des täglichen Lebens beeinflusst wurde. Selbst die heute gekannten Panini-Sammelalben der Fußballspieler hatten im 1. Weltkrieg ihre Vorgänger. Dabei ging es nicht um Fußballer, sondern um Uniformen – in dem gezeigten Beispiel um die der Marine und Kolonialtruppen. Ein besonders interessantes Stück aus der Meisterschen Sammlung ist die kaiserliche Deckslaterne, die heute im gleichen Glanz erstrahlt, wie vor 100 Jahren. Dazu begeisterte Hella Meister die Besucher mit ihren Geschichten zu den Schiffsmodellen des Graf Lucknerschen Kaperschiffs „SMS Seeadler“ oder der „SMS Emden“ und ihrer Besatzung, deren Geschichte erst vor wenigen Wochen im Fernsehen zu sehen war.

Geiselhöringer Ausstellung noch bis 19. Dezember im Museum der Seefahrt zu sehen

Am Kichweih-Sonntag lud dann der AK Labertal und das „Museum der Seefahrt“ zum Tag der offenen Tür und zeigte einen Teil der vorgestellten Fundstücke sowie die reichhaltige und wohl in unserem Raum einmalige Sammlung zum Thema „Marine und Seefahrt im 1. Weltkrieg“, die Hella Meister in ihrem Museum zusammengestellt hat. Die Geiselhöringer Ausstellung ist noch bis 19. Dezember im Museum der Seefahrt zu den üblichen Öffnungszeiten bzw. nach Anmeldung zu besichtigen. Die nächsten Termine der Geschichtswerkstatt sind am 1./2. November das Café Sixt in Rohr, am 8./9. November das Heimatmuseum Sünching und am 15./16. November das Kloster Mallersdorf. Weitere Termine sind für Neufahrn, Rottenburg und Schierling in Planung bevor es am 21. Dezember im Haus der Generationen in Pfaffenberg zur Abschlussveranstaltung kommt.

 

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