SPD-Kreisvorsitzender (Martin Kreutz re.) und Betreuungsabgeordnete Ruth Müller (Mitte) bedankten sich bei der Festrednerin und BayernSPD-Vorsitzenden Ronja Endres mit einem Geschenkkorb mit heimischen Spezialitäten.
Ronja Endres kann Bierzelt – und wie!
Politischer Frühschoppen am Volksfest Pfaffenberg mit der BayernSPD-Landesvorsitzenden
Die Bierzeltrede ist das Hochamt der politischen Rede, zumindest hier in Bayern – und jeder, der auf der politischen Bühne etwas werden will, muss sie beherrschen. Ob die junge, nun alleinige BayernSPD-Vorsitzende Ronja Endres es kann, wollten doch eine ganze Reihe Leute beim Politischen Frühschoppen am Volksfest in Pfaffenberg am Sonntag am vergangenen Sonntag erfahren. Es ist ein schmaler Grat zwischen verfehlt staatstragend, Selbstlob, Politikerbashing oder Dampfplauderei, den es da zu finden gilt: Das Fazit: Ronja Endres kann Bierzelt! – und wie! Es gab eine der besten Bierzeltreden seit langem zu hören - kurzweilig, nah an den Menschen, erfrischend anders!
Die obligatirische Begrüßung erledigte 2. Bürgermeister und SPD-Kreisvorsitzenden Martin Kreutz gewohnt gekonnt. Neben den beiden MdLs a.D., Reinhold Perlak und Bernhard Roos, und der amtierenden Landtagsabgeordneten Ruth Müller begrüßte er Bürgermeister Christian Dobmeier und die SPD-Gemeinderäte Paul Roßmann und Heinz Lanzendorfer sowie 3. Bürgermeister Michael Röder mit der ÖdP-Fraktion. Nach den SPD-Kreisräten Josef Eisenhut und Fritz Fuchs, den SPD-Ortsvereinen aus dem Labertal, der Sprecherin des AK-Labertal, Karin Hagendorn, und den Straubingern Marvin Kliem, Peter Stranninger und Simon Buchner folgte, stellvertretend für die Vereine des Marktes Mallersdorf-Pfaffenberg, der vdk mit der Vorsitzenden Resi Bittner.
„Mitgestalten statt blockieren“
Wie beim Eintrag ins Goldene Buch des Marktes bereits angesprochen, gab Kreutz der SPD-Landesvorsitzenden und der Landtagsabgeordneten zwei Punkte mit auf den Weg, die der Kommune am Herzen liegen: „Bitte kämpft weiterhin gegen das „Bayern-Update“ von Söder, mit dem die Staatsregierung vermeintliche Bürokratie abbauen will, jedoch nicht vor der eigenen Haustür kehrt, sondern den Kommunen die Gestaltungshoheit nimmt. Es sollen die Kosten für die Bauherren runtergesetzt und auf die Allgemeinheit verlagert werden. „Wir alle zahlen dann als Kommune die Kosten für nötige Stell- oder Spielplätze“. Dem entgegen wünscht sich die Kommune als Unterstützung für die Gemeinden, dass die Vorschriften, Vorgaben und Prozesse für Förderungen vereinfacht würden. Kein neues Förderprogramm, sondern mehr Geld für die Kommunen über den kommunalen Finanzausgleich. Ein deutliches Ja gab es zur Krankenhausreform, durch die die Kreisklinik Mallersdorf sogar einen Sicherstellungszuschlag bekommt, da sonst zehntausende Personen unterversorgt wären. Was fehle, so Kreutz, sei eine bayerische Krankenhausplanung für die Zukunft, die ihren Namen auch wert sei. Das Motto hierzu sei: „Mitgestalten statt blockieren“.
Im mittlerweile gut gefüllten Bierzelt folgte nun die lang erwartete Rede der Vorsitzenden der BayernSPD, Ronja Endres. Die 38jährige aus Regensburg ist die jüngste SPD-Landesvorsitzende in Deutschland. Die gelernte Chemielaborantin machte auf dem 2. Bildungsweg das Abitur und studierte anschließend. Seit 2021 ist sie Co-Vorsitzende und seit einigen Wochen alleinige Vorsitzende der BayernSPD – im Ehrenamt neben ihrem Beruf. Das weite Engagement in der Afa (Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen) und in der Gewerkschaft zeigten, dass sie die Richtige sei, um die Frage zu beantworten: „Wie sorgen wir für das Wohl der Menschen in Bayern?“, so Martin Kreutz in seiner Überleitung.
„Keine Phrasendrescherei, keine Lügen“
Ronja Endres holte ihre Zuhörer da ab, wo sie gerade waren – im Bierzelt, vor ihrer Maß Stöttner-Bier und einem knusprigen Grill-Hendl. Ihr Dank galt dem Wirt und seinem Team, den Bedienungen, den Reinigungskräfte, den Rettungssanitäter, der Polizei, den Musikanten, „die heute am Sonntag für uns da sind, damit es uns gutgehen kann, damit wir die bayerische Gemütlichkeit genießen können!“ Statt die Bedeutung der SPD für Bayern lang und breit auszubreiten, wenn es um die Frage geht, wer Bayern so schön und stark gemacht hat, fand Enders eine neue Erklärung: „Dieses schöne und starke Bayern gibt es nur wegen sehr fleißigen und braven Leuten in Bayern! Das gibt es dank Ihnen, die den Sonntag einfach Sonntag sein lassen, denen wurscht ist, ob der, der am anderen Tisch sitzt gerade dasselbe wählt wie Sie oder dasselbe denkt wie Sie. Sie haben das erarbeitet, unsere Eltern und Großeltern haben das erarbeitet. Nicht nur die Politik, wir alle haben das ein bisschen vergessen, dass es um die Leute gehen muss. Nicht nur die Politiker müssen sich daran erinnern, auch wir alle, die hier sitzen“. Keine Phrasendrescherei, das sei ihr wichtig. Und keine Lügen! „Denn wenn ein richtig guter Redner mit den richtigen Phrasen anfängt zu lügen, dann ist das eine Gefahr für die bayerische Gemütlichkeit“, warte Endres.
Die BayernSPD-Vorsitzende kritisierte in diesem Zusammenhang die vielen Ablenkungsversuche durch das Hochpuschen von zweit und drittrangigen Themen, die die echten Probleme weder ansprechen noch lösen. Es sei „Zeit, mal ein bisschen Lust auf Zukunft zu machen, statt ständig nur den nächsten Weltuntergangsszenarien zu lauschen“. Dazu gehöre auf so manches „Lieblingsprojekt“ zu verzichten und dafür die Kommunen mit den nötigen Mitteln auszustatten, um essenzielle Aufgaben in unserer Gesellschaft, wie kostenlose Kita-Betreuung und gute Bildung zu finanzieren. Es bringe aber auch nichts, immer neue Stellen zu schaffen, wenn man diese nicht besetzen könne. Eine flächendeckende Gesundheitsversorgung, soziales Personal auf allen Ebenen – das seien Vorhaben, die Lust auf Zukunft machten. „Es sind gute Ideen die Hoffnung machen. Aber gute Ideen brauchen noch etwas mehr als gute Absichten. Gute Ideen brauchen nämlich auch Geld“, beklagte Endres und brach eine Lanze für den Industriestandort Bayern, der dieses Geld erwirtschaften könne.
Lust auf Zukunft machen
Dem Industriestandort Bayern habe die CSU in den letzten Jahrzehnten sehenden Auges aber zum Energiesozialfall gemacht, stellte die Vorsitzende der BayernSPD fest. Um Problemen aus dem Weg zu gehen, wurden Windräder und Stromtrassen verteufelt, habe man sich abhängig vom russischen Gas gemacht. „Jetzt haben wir Unternehmen, die nicht mehr in Bayern investieren wollen, weil die Energieversorgung nicht mehr sicher ist“, so Endres weiter. Dagegen sei eine hochmoderne Industrie, dekarbonisiert, weil sie die Energie dazu hat durch Leitungen, Speicher und erneuerbarer Energie in Bürgerhand und Wasserstoff hat und dadurch sichere, hochbezahlte Industriearbeitsplätze biete, ein Projekt, das Lust auf Zukunft mache.
Im Weiteren stellte Endres den Kosten des Bürgergeldes in Höhe von 40 Milliarden im Jahr die Kosten der Steuerflucht in Höhe von 125 Milliarden Euro entgegen. „Wussten Sie, dass die Hälfte der Bürgergeldempfänger Deutsche sind. Dass die meisten der Bürgergeldempfänger arbeiten, Kinder oder Rentner sind?“, fragte Endres in die Menge. Trotzdem müsse man aber natürlich schauen, dass mehr Leute vom Bürgergeld in Arbeit kommen. Auch das mehr Leute von Teilzeit in Vollzeit wechseln können. Trotzdem müsse man aber dafür sorgen, dass mehr Leute hierher kämen und gerne hier arbeiten wollen. „Und da gäbe es ja eine so bayerische und gute Lösung: Die bayerische Willkommenskultur!“ Man müsse es den Fleißigen die hier sind und die herkommen wollen leichter machen, so der Apell der SPD-Landesvorsitzenden.
Wichtige Themen: Bürgergeld und Migration
Dabei müsse man sich aber auch die berechtigten Fragen stellen und beantworten, die beim Thema Migration aufkommen, zeigte sich Endres überzeugt: Haben wir genügend Kita-Plätze? Was, wenn viele Kinder in der Grundschule kein gutes Deutsch sprechen? Fällt mein Kind dann hinten runter? Steigen die Mieten, wenn mehr Leute da sind? Was machen wir, wenn auch Grattler herkommen? Wie integrieren wir die Menschen in unsere bayerische Gemütlichkeit? Diese berechtigten Fragen bräuchten gute Antworten, so Endres weiter.
„Wir können uns dieser Herausforderung stellen oder wir lassen uns zerreißen von denen, die unser Deutschland und unser Bayern hassen und alles in „wir“ und „die“ aufteilen“, stellte die BayernSPD-Vorsitzende die entscheidende Frage. Ihre Antwort darauf: „Wissen Sie was zur bayerischen Gemütlichkeit dazugehört? Wir! Und wissen Sie wer noch? Die!“
„Miteinander reden, auch wenn man nicht immer dieselbe Meinung ist“
Schließlich forderte die SPD-Landesvorsitzende mehr Miteinander. „Wir brauchen Sie alle, um unsere Demokratie zu verteidigen, in den Vereinen, in der Familie, beim Sport, beim Kaffee, bei Freunden, an der Supermarktkasse und im Internet. Unsere bayerische Gemütlichkeit ist in Gefahr und sie ist zu schön, um sie den Populisten und Extremisten zu überlassen. Es gehe darum Hoffnung, Lust auf die Zukunft zu machen und nicht ständig alles nur schlecht zu reden. Es gehe darum, Dinge anzupacken, gemeinsam als Gesellschaft. Im Dialog, nicht im Streit. Mit Mut und Hoffnung, nicht mit Angst. „Wir müssen wieder lernen miteinander zu reden, auch wenn wir nicht immer dieselbe Meinung haben“. Endres lobte dazu die Arbeit in der Gemeinde. Endres schloss ihre Rede mit einem Versprechen: „Entgegen der Schwarzmaler, der Unglücksboten und der Hassprediger, verspreche ich Ihnen, dass alles gut werden kann – oder nicht. Aber die Möglichkeit, dass es gut wird, die besteht weiterhin!“ Ob nun begeisterter Applaus ihrer Anhänger oder auch nur ein anerkennendes Kopfnicken vieler anderer Zuhörer – diese Rede kam an! Die Latte liegt nun hoch – sehr hoch!