Aktuelles zum "Polenkinderlager Laberweinting"

Veröffentlicht am 15.11.2021 in Allgemein

Ausländerkinderpflegestätte Burgkirchen/Alz

Parallelen zu Laberweinting - Gedenken statt Vergessen

Traditionell am Vorabend des Volkstrauertages wurde an die Opfer der Ausländerkinderpflegestätte am Kindergrab an der Nordseite der Kirche St. Johann in Burgkirchen /Alz erinnert. Es wurden die Namen der verstorbenen Kinder verlesen und der Konsul der Republik Ukraine sprach ein Grußwort. Eingeladen hatte die Ortsgruppe „Kindergrab Burgkirchen“ des Vereins „Für das Erinnern“ aus Mühldorf, vertreten durch Andreas Bialas. Mit dabei waren auch Vertreter der SPD/Seliger-Gemeinde aus Waldkraiburg und Geiselhöring. Rainer Pasta übergab dem Konsul der Ukraine in München, Oleksandr Prokopenko, die Dokumentation zum „Polenkinderlager in Laberweinting“, in dem auch eine große Anzahl ukrainischer Kinder ermordet wurden.

 

Das Kindergrab in Burgkirchen hat eine ähnlich leidvolle Geschichte wie das „Polenkinderlager in Laberweinting“: Es entstand in den Jahren 1944 / 1945 und ist die letzte Ruhestätte von Kleinkindern aus der Ausländerkinderpflegestätte Burgkirchen. Zwangsarbeiterinnen aus Osteuropa, vorwiegend aus Polen und der Ukraine mussten dort ihre Kinder zur Welt bringen und schon kurze Zeit später an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Versorgung und Pflege der Säuglinge in der ungeheizten Baracke waren äußerst mangelhaft und die hygienischen Zustände katastrophal, sodass viele Kinder nur wenige Tage oder Wochen alt wurden. Der damalige Ortspfarrer Karl Fürstberger hat, wie Pfarrer Alois Schefbeck in Laberweinting, die Kinder im Friedhof würdevoll bestattet. 152 Namen hat er im Sterbebuch der Pfarrei verzeichnet. Bereits 1953 wurde die Grabstätte in ihrer heutigen Form angelegt und als Gedenkstätte gestaltet.

Danach ist das Kindergrab weitgehend in Vergessenheit geraten. Erst Rudolf Zeiler, der damalige Ortsheimatpfleger, hat sich Mitte der achtziger Jahre mit den Geschehnissen während der Zeit des Nationalsozialismus in Burgkirchen beschäftigt, hat nachgeforscht und Zeitzeugen befragt und die Öffentlichkeit mit Artikeln im Alt-Neuöttinger Anzeiger darüber informiert.

Die Frauen der Burgkirchner SPD haben diese Artikel aufmerksam gelesen. Das Schicksal der Kinder und das Leid ihrer Mütter hat sie tief berührt. Sie wollten die Grabstätte als Erinnerungsort unter allen Umständen erhalten und mehr über die Hintergründe der unfassbaren Geschehnisse erfahren. Die Erforschung der Geschichte vor Ort während des Dritten Reichs macht das große Ganze besser verständlich, greifbarer. Die konkrete Umsetzung der NS-Ideologie am Heimatort ist aufschlussreich und geht unter die Haut; Täter und Opfer bekommen bekannte Namen, Grausamkeiten und Verbrechen passieren an vertrauten Orten.

1988 fand das erste Gedenken am Kindergrab statt. Alljährlich trifft man sich am Vorabend des Volkstrauertages und gedenkt der Kinder im Rahmen einer kleinen Feier. Die Erinnerung an das Schicksal der Kinder soll so bewahrt und weitergetragen werden. Viele Gruppierungen und Institutionen, vor allem viele Jugendliche haben im Laufe der Jahre das Gedenken mitgestaltet. 2016 hat die Gemeinde Burgkirchen die Grabpflege übernommen. 2017 wurde die Ortsgruppe Burgkirchen des Vereins „Für das Erinnern“ mit Hauptsitz in Mühldorf gegründet. In der Folge haben sich die Aktivitäten der Ortsgruppe stark erweitert: Die Auseinandersetzung mit dem  Schicksal der Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in der Landwirtschaft in Burgkirchen und der unmittelbaren Umgebung, die intensive Arbeit in den Archiven und die Erforschung immer neuer Quellen zum Thema Ausländerkinderpflegestätte, schließlich die Suche nach Überlebenden und die Kontaktaufnahme mit ihnen und Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen am Ort sind wichtige Themen seither. 

 

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