Ausstellung "Böhmen liegt nicht am Meer"

Veröffentlicht am 14.03.2023 in Ortsverein

Freuten sich über eine gelungene Ausstellungseröffnung: v.l. Zeitzeuge Erwin Hadwiger, Karin Panten, Rainer Pasta, Eduard Neuberger, Karin Hagendorn, Landtagskandidatin Nicola Nagels, SPD-Ortsvorsitzender und Bezirkstagskandidat Michael Meister, Festredner Martin Panten, Stadtrat Ludwig Kerscher und SPD-Ortsvorsitzende Barbara Kasberger

 

Demokratie braucht Demokraten

SPD eröffnet Ausstellung „Böhmen liegt nicht am Meer“ – Zeitzeuge Erwin Hadwiger und Festredner Martin Panten fesseln die Zuhörer

In einer modernen, auch junge Leute ansprechenden Ausstellung zeigt die Seliger-Gemeinde 20 „Lebenswege sudetendeutscher Sozialdemokraten“, die in schwerer Zeit vorlebten, was bis heute und auch für unsere Zukunft gilt. Die Geiselhöringer SPD präsentiert diese Ausstellung „zu einer Zeit in der wir zusammen große gemeinsame Aufgaben werden lösen müssen“, so Ortsvorsitzende Barbara Kasberger bei der Ausstellungseröffnung am gestrigen Montag. Die Ausstellung ist noch bis Ende der Woche tägl. von 8-18 Uhr in den Seminarräumen des Pflegedienstes Bachmeier, Viehmarktplatz 2 zu sehen und geht dann weiter an zwei Schulen nach Regensburg und Rohr in NdB.

Die Geiselhöringer SPD lud zur Ausstellungseröffnung „Böhmen liegt nicht am Meer“ der Seliger-Gemeinde ein und Ortsvorsitzende Barbara Kasberger begrüßte die Gäste, unter ihnen auch ein paar Schülerinnen der 8. Klasse die das Thema Vertreibung gerade im Unterricht behandeln. Als besondere Gäste konnte Barbara Kasberger Erwin Hadwiger, Seliger-Gemeindemitglied aus Lappersdorf, und Eduard Neuberger von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V.- Orts- und Kreisgruppe Straubing-Bogen, begrüßen. Hadwiger konnte eindrucksvoll als Zeitzeuge über die Vertreibung seiner Familie berichten und auch Eduard Neuberger ließ die Zuhörer an seinen persönlichen Erfahrungen teilhaben. Kasbarger freute sich, dass die Ausstellung in Geiselhöring gezeigt werden kann und dankte vor allem dem Pflegedient Bachmeier für die Überlassung ihrer Seminarräume. Kasberger brach eine Lanze für die Zielsetzung der Ausstellung, die das Erinnern an eine längst vergangene Zeit mit dem Bezug zum heute mit einem Aufruf sich für die Demokratie stark zu machen verbindet.

Erwind Hadwiger (Mitte) und Edauerd Neuberger (re) berichten

Zeitzeugen berichten

Karin Hagendorn, Sprecherin des SPD-Arbeitskreises Labertal erinnerte in ihrem Grußwort an die erfolgreichen Ausstellungen des Arbeitskreises seit 2008 und vor allem an die Seliger-Ausstellung 2012 bei der es um die Geschichte der Sudetendeutschen Sozialdemokratie bis hin zur Seliger-Gemeinde ging. Hagendorn zeigte sich erfreut, dass es nun eine moderne Folge-Ausstellung gibt, die die bedeutende Geschichte aufgreift und in einem neuen Licht präsentiert.

In seinem Impulsreferat verwies Martin Panten, 1. Bürgermeister von Parkstetten und stellv. Bundesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde auf das Trauma der Vertreibung, das nach dem 2. Weltkrieg die Sudetendeutschen erfasste. Knapp 3 Millionen Menschen wurden aus der Tschechoslowakei vertrieben - eine Folge des Zweiten Weltkrieges, der eine Hass- und Rachespirale in Gang gesetzt hatte. Panten erinnerte an die Umstände der Vertreibung und der Umsiedlung vor allem nach Bayern, Hessen und Baden-Württemberg. Hier seien die Heimatvertriebenen alles andere als mit offenen Armen empfangen worden. War Deutschland doch durch die Kriegsschäden weitgehend zerstört und die Bevölkerung litt große Not. Panten erklärte aber auch, dass die Heimatvertriebenen ihren Mut nicht verloren hatten und sich in ihre neue Heimat einfinden konnten. Ihr Wissen und ihre handwerklichen Fertigkeiten - aber auch die politische Einstellung bereicherte vor allem Bayern und setzte den Grundstock für die Entwicklung vom Agrarland zum Industriestandort. Gerade die BayernSPD habe von den sudetendeutschen Sozialdemokraten sehr profitiert. Die Seliger-Gemeinde verstehe sich als Nachfolgeorganisation dieser sudetendeutschen Sozialdemokratie und gründete sich, wie die Ackermann-Gemeinde, als Interessensvertretung der Heimatvertriebenen, wenn auch mit anderen Vorzeichen.

Martin Panten bei seinem Impulsreferat

Das Trauma der Heimatvertriebenen

Panten zeigte sich begeistert von der modernen und ansprechenden Aufmachung der der Ausstellung und lobte die Geiselhöringer SPD, diese nach Geiselhöring geholt zu haben. „Es ist wichtig, dass wir immer wieder an die Folgen des Krieges erinnern und nicht vergessen, dass die Demokratie nicht von alleine kommt, sondern erkämpft und verteidigt werden muss“, so Martin Panten am Ende seines Vortrags.

Anschließend ließen Nicola Nagels, die SPD-Landtagskandidatin für die SPD Straubing-Bogen, und Michael Meister, SPD-Ortsvorsitzender in Geiselhöring und Bezirkstags-Direktkandidat im Stimmkreis Straubing-Bogen, die Zuhörer an ihren Gedanken zu dieser Ausstellung teilhaben. Beide hatten bisher keinen Kontakt zur Seliger-Gemeinde und waren schon sehr gespannt, was die Ausstellung zeigt. Michael Meister wurde an die Worte seiner Schwieger-Oma erinnert, die ihm kurz vor ihrem Tod ihre Vertreibungsgeschichte erzählt hatte. Wie so viele hatte sie die schrecklichen Erlebnisse verdrängt und konnte darüber zeitlebens nicht reden. Nicola Nagels war von der Fülle an neuen Eindrücken und Informationen begeistert. Vor allem die vielfältigen Lebenswege fand sie beeindruckend. Beide fanden aber die Ausstellungstafel „Der unbekannte Demokrat/ die unbekannte Demokratin“ am eindrucksvollsten, zeigt sie doch in wenigen Worten worauf es ankommt: Demokratie braucht Demokraten - Diese Einsicht in schwerer Zeit gilt bis heute und gilt auch für unsere Zukunft , in der wir zusammen große gemeinsame Aufgaben werden lösen müssen.

Landtagskandidatin Nicola Nagels und Bezirkstagskandidat Michael Meister im Gespräch

Für die sudetendeutschen Sozialdemokratie begann der Leidensweg bereits 1938

Abschließend erläuterte Rainer Pasta, einer der Ausstellungsmacher, die Hintergründe der neuen Seliger-Ausstellung und ihren Aufbau mit einer Webseite im Hintergrund, auf die über QR-Codes auf den Ausstellungstafeln zugegriffen werden konnte. Pasta erläuterte anhand einzelner Lebenswege die Geschichte und Besonderheit der Sudetendeutschen Sozialdemokratie. Ihr Leidensweg begann nicht erst 1945/46 mit der Vertreibung, sondern bereist 1938 mit der Flucht vor den einrückenden Nazis. Von 1933, der Machtergreifung Hitlers in Deutschland, bis zur Annektierung des Sudetenlandes 1938 kämpften die sudetendeutschen Sozialdemokraten gegen den aufkommenden Nationalsozialismus in Böhmen, unterstützten die geflüchteten Genossinnen und Genossen aus Deutschland und Österreich, boten Exil und Unterstützung im Widerstand. Dafür zahlten sie einen hohen Preis. Die Funktionäre mussten 1938 fliehen, die Parteimitglieder wurden verhaftet und ins KZ gesperrt, nicht wenige kamen um. „Wie das Meer keine festen Grenzen kennt, mussten die Geflohenen auf ihren grenzüberschreitenden Wegen nach einer neuen Heimat in Europa und der Welt suchen“, schloss Pasta mit dem Text zur Ausstellung seinen Beitrag und vergaß nicht zu erwähnen, dass die Vertreibung der Deutschen auch die heimgekehrten Exilanten unbarmherzig traf.

Im Schlusswort griff Barbara Kasberger nochmals die dargestellten Themen auf und rückte den Blick auf die heutige Situation, wo erneut Flucht und Vertreibung ein wichtiges Thema sind – vor allem für uns, die wir den betroffenen Menschen eine neue Heimat bieten müssen – „in einer doch viel besseren Position als nach dem Krieg in einem zerstörten Land“, so Barbara Kasberger.

 

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