Die toten Engel von Laberweinting

Veröffentlicht am 09.11.2024 in Ortsverein

Die Geiselhöringer SPD beteiligte sich mit Stadtrat Ludwig Kerscher (re.), Franz Bayer (li.) und Rainer Pasta (2.v.re.) an der Gedenkstunde und legte ein Blumengebinde mit der Aufschrift „Unvergessen“ am Gedenkstein nieder. Mit dabei, die Sprecherin des Arbeitskreises Labertal, Karin Hagendorn (Mitte) und Heinrich Mayer (2.v.li.) vom Geschichtsarbeitskreis Ergoldsbach.

 

„Wo Menschen den Hass überwinden, da berühren sich Himmel und Erde“

62 weiße Nelken für die "Toten Engel von Laberweinting" - eindrucksvolle Gedenkfeier für die ermordeten Kinder von Ostarbeiterinnen

Zwölf Jahre nachdem die Dokumentation „Die toten Engeln von Laberweinting“ erschienen ist, gedachte erstmals Gemeinde und Pfarrei auf Initiative von Heinrich Mayer und in Verbindung mit den Geschichts-Arbeitskreisen in Ergoldsbach und im Labertal den in Laberweinting während der NS-Zeit ermordeten Kindern. Zwar gab es in den letzten Jahren kleinere Gedenkfeiern mit einer Hand voll Leuten, so war diese Gedenkfeier ein absolutes Novum in Laberweinting. Der Chor „Schalom“ (Wallkofen) begleitet die Gedenkstunde musikalisch.

Bei den „Toten Engeln von Laberweinting“ geht es um Kinder, die durch Unterernährung und grobe Vernachlässigung unter katastrophalen Zuständen im Kinderpflegeheim Laberweinting in den Jahren 1944/45 ermordet wurden. Ihre Mütter waren von den Nationalsozialisten, meist aus Polen und der Ukraine, als Zwangsarbeiterinnen verschleppt worden. Die „Ostarbeiterinnen“ mussten ihre Säuglinge und Kleinkinder in der Entbindungsstation zurücklassen, während sie in der Land-, Gast- und Hauswirtschaft zur Arbeit gezwungen wurden. Nach dem Willen der nationalsozialistischen Führer und ihrer rassistischen Ideologie hatten diese Kinder kein Lebensrecht und sollten durch Vernachlässigung und Nahrungsentzug ermordet werden. Nur wenige überlebten.

Johann Grau, Bürgermeister der Gemeinde Laberweinting, der im letzten Jahr erstmals als ein Vertreter der Gemeinde an der kleinen Gedenkfeier teilnahm, griff den Vorschlag einer „angemessenen Gedenkfeier 2024“ auf und sprach in seinen Grußwort von der Verantwortung der Bürgerinnen und Bürger, diese tragischen Ereignisse nicht zu vergessen und dafür einzutreten, dass dies nie wieder geschehe.

Heinrich Mayer erinnert in seiner Einführung an die Geschichte und Aufarbeitung der lange vergessenen Geschehnisse in Laberweinting. Er berichtete, dass Laberweinting kein Einzelfall gewesen sei, und z.Z. rund 600 dieser Heime im ehemaligen Reichsgebiet bekannt und erforscht seien. Die Dunkelziffer sei immer noch sehr hoch. Mayer dankte den Verantwortlichen, diese eindrucksvolle Gedenkfeier möglich gemacht zu haben und bat die Gemeinde am tatsächlichen Standort der Kindergräber im Friedhof einen Hinweis und am Gedenkstein eine Tafel mit den 62 Namen anzubringen.

Andreas Bialas, der seit Jahren über das Schicksal polnischer Zwangsarbeiter forscht, hielt einen sehr persönlichen Vortrag zum Thema „Brückenbau zwischen Polen und Deutschland“. Während seiner über 20-jährigen Arbeit gelang es ihm ehemalige Zwangsarbeiterinnen und in solchen Kinderheimen geborene, überlebende Kinder auszumachen und zu interviewen. Bialas ist als Vertreter des Generalkonsulats der Republik Polen bereits zum 3. Mal in Laberweining bei einer Gedenkfeier dabei und zeigte sich sehr berührt über die diesjährige Feier und die vielen Teilnehmer.

Musikalisch begleitet wurde die Gedenkstunde vom Chor „Schalom“ aus Wallkofen unter der Leitung von Hermann Wocheslander.  Die 16 Mitglieder des Chores lasen die 62 Namen der in Laberweinting verstorbenen Kinder vor und gaben damit den Opfern ihre Namen zurück. Unter den eindrucksvoll vorgetragenen Liedern waren auch das polnische Wiegenlied „Lulajze, Jezuniu“ und das Friedenslied „Da berühren sich Himmel und Erde“ in dem es heißt: „Wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden und neu beginnen ganz neu – da berühren sich Himmel und Erde, das Frieden werde unter uns!“ – In diesem Sinn beendete Pfarrer George Parankimalil die Gedenkstunde mit einem gemeinsamen „Vater unser“ und seinem Segen. Anschließend legten die Teilnehmer die 62 Nelken und die 62 Namenskärtchen am Grab nieder, wo bereits der Blumenschluck des polnischen Generalkonsulats mit anderen Blumengebinden stand.

 

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