Ausstellungseröffnung „… gerade Dich, Arbeiter, wollen wir“.

Veröffentlicht am 03.05.2011 in Veranstaltungen

Vertreter des SPD-AK Labertal mit Regionssekretär der DGB-Region Landshut, Hans-Dieter Schenk (Mitte)

Zivilcourage lautet das Gebot der Stunde
DBG-Ausstellung erinnert an die Zerschlagung der Gewerkschaften am 2. Mai 1933

„Heute vor genau 78 Jahren, am 2. Mai 1933, haben die Nazis mit der Erstürmung der Gewerkschaftshäuser die legitime Vertretung der deutschen Arbeitnehmerschaft brutal zerschlagen. Sie haben Gewerkschaftsfunktionäre eingekerkert, gefoltert und ermordet. Die Gewerkschaften und ihre Repräsentanten gehörten ebenso wie demokratische Parteien und Politiker zu den ersten Opfern des Naziterrors.“ Mit diesen Sätzen erinnerte Marktgemeinderat Martin Kreutz (SPD) in seiner Begrüßung an den geschichtsträchtigen 2. Mai, zu dem in der Aula der Grund- und Mittelschule Mallersdorf-Pfaffenberg die Ausstellung der Hans-Böckler-Stiftung „… gerade Dich, Arbeiter, wollen wir“. – Nationalsozialismus und freie Gewerkschaften im Mai 1933 eröffnet wurde.

Martin Kreutz, Mitorganisator der Ausstellungsreihe, die derzeit zusammen mit dem DBG im Labertal gezeigt wird, konnte die Geschäftsführende Beamtin der Marktgemeinde Mallersdorf-Pfaffenberg, Monika Stadler, Rektor Oskar Glöbl und Marktgemeinderat Helmut Stumfoll sowie Vertreter des SPD-Arbeitskreises Labertal begrüßen. Oskar Glöbl bedankte sich dafür, dass gerade die Schule in Mallersdorf-Pfaffenberg als Ausstellungsort gewählt wurde, denn „Schule und Gesellschaft gehören zusammen und die Vermittlung demokratischer Prinzipien sind Aufgabe der Schule.“ Rektor Glöbl wünschte sich regen Gebrauch der Ausstellung durch Lehrer und Schüler aller Altersklassen und lud ausdrücklich das benachbarte Burkhart-Gymnasium zum Ausstellungsbesuch ein.

Blauäugig ins Verderben
Der Regionssekretär der DGB-Region Landshut, Hans-Dieter Schenk, ging in seinem Referat detailliert auf die historischen Begebenheiten rund um dieses geschichtsträchtige Datum ein und stellte eindringlich den Bezug zum Heute her. „Die Nationalsozialisten erklärten den 1. Mai, den traditionellen Festtag der internationalen Arbeiterbewegung, zu einem arbeitsfreien Feiertag, den sog. „Tag der nationalen Arbeit“ und begannen mit unfangreichen Vorbereitungen für Umzüge und Kundgebungen. Die Gewerkschaften bekundeten ihre Bereitschaft, die eigenen Mitglieder – die gleichzeitig Zielscheibe von SA-Übergriffen waren! – zur Teilnahme an diesen Jubelfeiern aufzurufen. Durch angepasstes Verhalten versuchte man, die eigene Organisationen zu retten. So kam es am 1. Mai ’33 in jeder Stadt zu offiziellen Mai-Aufmärschen. Die Teilnahme wurde oftmals von den Betrieben oder Berufsverbänden organisiert, so dass viele Arbeiter und Angestellte glaubten, sich dieser Verpflichtung nicht entziehen zu können“, so Schenk zur „blauäugigen Hoffnung“ der Arbeitnehmerorganisationen, die in dieser Entwicklung ein positives Zeichen sehen wollten und sich einredeten, „so schlimm können die Nazis ja nun nicht sein“. Dass es dann doch schlimm wurde, so Hans-Dieter Schenk weiter, hätten am nächsten Tag, am 2. Mai 1933, viele Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter hautnah und brutalst am eigenen Leib erfahren. „Am folgenden Tag wurden reichsweit die Gewerkschaftshäuser von Polizei und SA besetzt und das Vermögen eingezogen. Gewalttätig gingen die Nazis vor, Gewerkschafter wurden zu Tode geprügelt, in KZs verschleppt. Nach dem 2. Mai waren der Arbeiterbewegung ihre zwei wichtigsten Waffen genommen, eine durchsetzungsfähige Organisation und der Streik als Druckmittel (Streiks sind zwar nicht offiziell verboten worden, aber der Aufruf zu einem solchen wurden streng bestraft.). Noch im Mai 1933 wurde die „Deutsche Arbeitsfront“ (DAF) als zentrale Nachfolgeorganisation der Gewerkschaften präsentiert. Gründlich und zielstrebig wurde die Arbeiterbewegung vom NS- Regime zerschlagen, denn in einem NS- Staat war kein Platz für freie, unabhängige und der Demokratie verpflichtete Gewerkschaften. Damit begann auch der lange Kampf für die Arbeiterbewegung im Untergrund.

Die Rechten als Trittbrettfahrer der sozialen Frage
„Heute wie damals geben sich die Rechtsextremisten sehr volksnah. Das Wiedererstarken der Rechten ist eine Herausforderung an unsere Demokratie. Dagegen muss man argumentativ vorgehen, nicht wegschauen, nichts beschönigen und nichts vergessen“ – so Hans-Dieter Schenk weiter. „Die Rechten geben sich amerikafeindlich und positionieren sich als Globalisierungsgegner, sie schwafeln von Volksdemokratie, von Gerechtigkeit und manchmal mag es sogar so erscheinen, als würden sie die Interessen der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen vertreten. Ein Blick in die Programme der rechten Parteien offenbart allerdings etwas anderes: Beispielsweise den Ausschluss von Ausländern und Minderheiten, eine Arbeitsplatzvergabe nach rassistischen Kriterien an Deutsche und Sozialleistungen nur für die Volksgemeinschaft. Selbstorganisierte Gewerkschaften haben in ihrem Programm ebenfalls keinen Platz.“

„Vor dem Hintergrund der Wahlergebnisse – nicht nur in den ostdeutschen Ländern - zeigt die Exposition der Hans-Böckler-Stiftung und des DGB, die erstmals 2008 in Berlin gezeigt wurde, auch die Konsequenzen dieser schmerzlichen Erfahrungen der Arbeiterbewegung auf: für Demokratie, Freiheit und Mitbestimmung der Arbeitnehmer und gegen jede Form rechtsextremer Tendenzen einzustehen - auch an der Wahlurne. Die Ausstellung möchte nicht nur die Erinnerungen wach halten. Sie will auch eindringlich darauf hin weisen, wohin es führt, wenn Diskriminierung, Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit an der Tagesordnung und vom politischen System gewollt sind. Zivilcourage lautet das Gebot der Stunde, denn die Feinde der Demokratie haben in einem Parlament nichts zu suchen“, so Gewerkschafter Schenk. Gemeinsam mit Schulen, Parteien und Kirchen werde man für eine soziale Politik, die allen Bevölkerungsschichten Chancengleichheit, Wohlstand und Teilhabe bietet, eintreten.

Die Hans-Böckler-Stiftung in Kooperation mit dem DGB bietet mit der Ausstellung „...gerade Dich, Arbeiter wollen wir.“ – Nationalsozialismus und freie Gewerkschaften im Mai 1933 allen Interessierten die Möglichkeit, sich mit dieser Geschichte zu befassen. Es wird nun vor allem den Schulen die Möglichkeit geboten, dass sie ihren Schülern diesen anschaulich aufbereiteten Stoff zeigen. Besuche der Ausstellung müssen mit dem Sekretariat der Grundschule (08772/96485-37) abgestimmt werden.

Im Labertal war von 2008 bis 2011 jedes Jahr eine Ausstellung zum Thema "Rechtsradikalismus" zu sehen, um die Geschichte in der Gegenwart lebendig zu halten. 2009 war die Ausstellung "Rechtsradikalismus in Bayern" an den Schulen zu sehen, 2010 wurde mit den evangelischen Kirchen die "Bonhoeffer- Ausstellung" präsentiert und nun 2011 präsentiert der SPD-AK Labertal die DGB- Ausstellung „...gerade Dich, Arbeiter wollen wir.“

Die nächsten Ausstellungstermine sind:
11. - 15. Mai - Johannes- Nepomuk- Gymnasium Rohr
16. - 27. Mai - Katholisches Pfarrheim Geiselhöring

 

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