Ausstellungseröffnung "Von der DASP zur Seliger- Gemeinde – Sozialdemokratische Sudetendeutsche"

Veröffentlicht am 13.06.2012 in Ortsverein

MdL Werner-Muggendorfer(Mitte), BGM Zauner Neufahrn(5.v.l.), Karl Garscha Seliger-Gemeinde, Peter Stranninger(8.v.l.)

Widerstand- Verfolgung- Vertreibung- Integration
Ausstellung „Sudetendeutsche Sozialdemokraten gastiert im Klinikum Mallersdorf

Nach der Schlossklinik in Rottenburg ist das Klinikum Mallersdorf für die kommenden zwei Wochen Gastgeber der Ausstellung „Von der DASP zur Seliger- Gemeinde – Sozialdemokratische Sudetendeutsche“, die der SPD- Arbeitskreis Labertal unter dem Motto „Widerstand- Verfolgung- Vertreibung- Integration“ in die Region geholt hat. Ortsvorsitzender Martin Kreutz konnte vergangenen Montag eine ganze Reihe von Besuchern aus der Marktgemeinde und dem Umland begrüßen und bedankte sich bei der Klinikleitung für die Zusammenarbeit. Die SPD- Landtagsabgeordnete Johanna Werner- Muggendorfer eröffnete die Ausstellung, die bis zum 24. Juni während der Besuchszeiten im Eingangsbereich des Klinikums zu sehen ist.

Gedanken zu gestern und heute
Die Kelheimer Landtagsabgeordnete Johanna Werner- Muggendorfer freute sich, dass die „Ausstellung auf Wanderschaft“ nach Straubing, Geiselhöring und Rottenburg nun im Klinikum Mallersdorf Station machen kann und bedankte sich insbesondere beim SPD- Arbeitskreis Labertal, „der immer wieder die Initiative ergreift, interessante Themen anzupacken und erstklassige Ausstellungen zu uns auf´s flache Land zu holen!“ Werner- Muggendorfer, geborene Neustädterin, erinnerte sich an eine Freundin aus Kindertagen, die „in den Baracken beim Sägewerk lebte und irgendwie zu den ’anderen Deutschen’ gehörte“. Das größte Problem für die Jungmädchenfreundschaft bestand darin, so die Referentin, dass die eine katholisch und die andere evangelisch getauft war. Doch die „Flüchtlinge“, die „Vertriebenen“ – für sie als Kind Begriffe ohne rechte Bedeutung – waren den Einheimischen auch sonst suspekt. „Wenn irgend wo was los war oder was weg gekommen ist, dann waren es immer ‚die da’“, erinnerte sich die Landtagsabgeordnete und zog die Parallele zum Heute: „Als Mitglied im Petitionsausschuss des Landtages habe ich fast in jeder Sitzung mit ähnlichen Problemen zu tun. Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, die neu anfangen wollen und nicht immer willkommen sind, gibt es auch heute noch – mehr als man denkt“. Gerade für uns Niederbayern, so die Neustädterin weiter, die wir doch sehr heimatbezogen sind und unser „Dahoam“ über alles schätzten, sei der Gedanke an Flucht und Vertreibung unerträglich und es gab hier ein ganz besonderes Verständnis für die Sorgen der Vertriebenen, wenn auch die 3,5 Millionen „fremden“ Menschen in einem zerstörten Land nicht immer willkommen waren.

„Wir wollen Brücke sein“
„Wir wollen Brücke sein“, das Motto der „Treuegemeinschaft Sudetendeutscher Sozial- demokraten“, die 1951 zur Seliger- Gemeinde wurde und die im Nachkriegsbayern für die vertriebenen Sozialdemokraten als emotionaler Anker und geistige Heimat fungierte, zeuge noch heute vom Geist der Versöhnung und Verständigung und werde von der SPD- Landtagsfraktion beim jährlichen Vertriebenenempfang aufgenommen und weitergetragen, so Johanna Werner- Muggendorfer. Diesen Gedanken trug auch die Ostpolitik Willy Brandts, so die Referentin weiter, die bei den Vertriebenenverbänden auf wenig Gegenliebe gestoßen sei und den „vierten Stamm“ der Bayern, der unter dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner eine neuen Heimat in Bayern fand, von der Sozialdemokratie entfremdete. „In diese Lücke stieß in den 70ern gerne und vehement die CSU und erst heute, beim Bau des gemeinsamen Hauses Europa, zeigt sich, dass Aufeinanderzugehen mehr bringt, als Ausgrenzung und gegenseitige Schuldzuweisungen. Doch wir dürfen nicht vergessen“, so Werner- Muggendorfer weiter, „für alle Nationen gleiche Möglichkeiten vorzusehen. Es können nicht die einen in die Abstellkammer gepackt werden, während die anderen in der Suite unterkommen wollen“. Johanna Werner- Muggendorfer brach auch eine Lanze für das „Selbstbestimmungsrecht der Völker“, dass der erste Vorsitzende der Sudetendeutschen Sozialdemokraten, Josef Seliger, forderte, als er als Sozialdemokrat in Regierungsverantwortung im März 1919 zum Generalstreik aufrief und miterleben musste, wie tschechisches Militär in die 35.000 friedlich Demonstrierenden feuerte und dabei 54 Menschen tötete. „Was folgte ist allen bekannt und für die rund 80.000 SPD- Mitglieder begann eine Zeit doppelten Leidens: Nach Widerstand und Verfolgung während der NS- Zeit traf sie die Vertreibung aus der Heimat mit gleicher Härte, wie alle anderen“, so Werner Muggendorfer, die im Anschluss der Ausstellung viele Besucher und den Besuchern viele Denkanstösse wünschte.

Karl Garscha, vom Bundesverband der Seliger- Gemeinde führte anschließend in die Ausstellung ein. Er dankte allen, die zur Organisation der Ausstellung beigetragen haben und erinnerte, dass nach dem Tod des Vorsitzenden Volkmar Gabert 2003 die Seliger- Gemeinde vor dem Ende gestanden habe. Motiviert von ihrer Granddame, Olga Sippl, rafften sich die Mitglieder auf und begründeten in einer Zukunftswerkstatt einen Neuanfang – so entstand auch die nun gezeigte Ausstellung im Jahre 2005. Garscha skizzierte kurz die inhaltlichen Schwerpunkte der Ausstellung von der Gründung der DASP bis hin zur Seliger- Gemeinde heute. Er verschwieg nicht die Spannungen und das wechselhafte Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen bis zur praktizierten Aussöhnung und dem wachsenden Vertrauen im vereinten Europa.

Nun gibt es Fotos zu der Ausstellungseröffnung in der Klinik Mallersdorf. Diese sind hier zu finden.

 

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