Historischer Themenabend zur Europawahl

Veröffentlicht am 18.05.2014 in Wahlen

Nutzten die anschließende Diskussion um sich intensiv über die Himmelscheibe bei Dr. Alfred Reichenberger (Mitte) zu informieren: (v.l.) Robert Merl, Ruth Müller MdL und Europakandidat Valerian Thielicke

 

„Sonne, Mond und Sterne über Europa“

Historischer Themenabend des SPD-AK Labertal präsentiert zur Europawahl die Himmelsscheibe von Nebra

Vor einem knappen Jahr wurde die Himmelsscheibe von Nebra in das UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen – sehr zur Freude des Landes Sachsen-Anhalt und seinem Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle. Einer, der von Anfang an bei der Sicherstellung dieser einmaligen über 3.600 Jahre alten Bronzescheibe dabei war, ist der Schierlinger Archäologe und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie sowie des Landesmuseums für Vorgeschichte, Dr. Alfred Reichenberger. In einem packenden Vortrag im Restaurant Top Four schilderte er die Sicherstellung dieser einmaligen Bronzescheibe aus der Bronzezeit aus den Händen von Raubgräbern und deren Hehlern sowie den Nachweis über die Echtheit und die astronomische Bedeutung für die Menschen vor 3.600 Jahren. Bei der Frage der Herkunft der Materialien führte Dr. Reichenberger sein Publikum quer durch Europa. Das Motto der Veranstaltung des SPD-Arbeitskreises Labertal und der Schierlinger SPD, „Sonne, Mond und Sterne über Europa. Die Himmelsscheibe von Nebra und die Europa-Connexion der Bronzezeit“, passte genau zum Vortrag und zum Europatag am 9. Mai. Musikalisch leitete Valerian-Marcus Thielicke, einer der Europakandidaten des Bezirks Niederbayern,  auf der Violine  mit der Europa-Hymne die Veranstaltung ein und er schloss sie damit auch stimmungsvoll ab.

Eröffnet hatte den Abend Markträtin und SPD-Ortsvorsitzende Madlen Melzer. Sie begrüßte unter den zahlreichen Gästen besonders den Neufahrner Bürgermeister Peter Forstner, die SPD-Landtagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der NiederbayernSPD, Ruth Müller, und Arbeitskreissprecher Rainer Pasta sowie die Vertreter von acht Ortsvereinen des Arbeitskreises Labertal – aber auch eine reihe von Gästen aus nah und fern. Der niederbayerische Ersatzbewerber für das Europaparlament, Valerian-Marcus Thielicke aus Tiefenbach  bei Landshut wies in seinem kurzen Grußwort auf die Bedeutung der Europawahl am 25. Mai hin. Eine zentrale europäische Aufgabe werde die Bekämpfung der Steuerhinterziehung und der Steuerflucht sein, die jedes Jahr den EU-Staaten weit über hundert Milliarden Euro koste. Fast leidenschaftlich klangen die Warnungen des 20-jährigen Jungpolitikers und Studenten vor dem geplanten Freihandelsabkommens zwischen der USA und der Europäischen Union, das den großen internationalen Konzernen und Finanzhäusern praktisch unbegrenzte Freiräume auf Kosten der Umwelt und Sozialstandards unter Ausschluss der Parlamente und der Rechtswege einräume.

Die 2. Sprecherin des AK Labertal und Landtagsabgeordnete Ruth Müller aus Pfeffenhausen sah in ihrem Schlusswort die Einzigartigkeit dieses astronomischen Fundes aus der Vorgeschichte Europas als Auftrag, die Einzigartigkeit des Friedens in Europa zu bewahren und deshalb auch durch die Teilnahme an der Europawahl zu stärken.

Labertal als regionales Zentrum der Bronzezeit in Europa

Die Region zwischen Regensburg, Kelheim, Straubing und Landshut, insbesondere an der Großen und Kleinen Laber weist eine hohe Funddichte aus der Bronzezeit zwischen 1.800 und 1.200 vor Christus auf und lässt auf eine dichte Besiedlung schließen, berichtete Martin Auer in seiner Einführung zum historischen Teil des Abends. Bedeutende Funde   ließen die Archäologen von einer bronzezeitlichen Straubinger Kultur sprechen. Zahlreiche Hügelgräber seien dieser vorgeschichtlichen Ära zuzurechnen. Schlagzeilen in jüngster Zeit machten bronzezeitliche Grabfunde in Grafentraubach und Salching. Besonders herausragend, so Martin Auer, seien jedoch die Hortfunde bei Langquaid und Winklsaß bei Neufahrn  gewesen.  Die Archäologie spreche sogar vom „Langquaid-Horizont“ und bezeichne so eine jüngere Phase der Frühbronzezeit. Das Bronzebeil von Langquaid gelte als besonderer Typus für ähnliche europaweite Beilfunde bis in den hohen Norden. Bedeutend sei auch der Schwertfund bei Asenkofen. Auf die internationalen Verbindungen der Region in den Norden und in den Ägäis-Raum  weise der Fund einer Bernsteinkette und einer mykenischen Fayence-Perle bei Pörndorf bei Bruckberg hin.

Der Krimi um die Himmelsscheibe und ihre europaweite Herkunft

Richtig spannend wie in einem Krimi wurde es, als Dr. Alfred Reichenberger die Sicherstellung der Himmelsscheibe von Nebra aus den Fängen der Hehler und Raubgräber schilderte. Auf dem Mittelberg über dem Tal der Unstrut hätten 1999 zwei Raubgräber mit einer Metallsonde die Scheibe sowie Bronzebeile der „Langquaid-Stufe“ entdeckt weiter verkauft. Der Fund wechselte dann mehrmals den Besitzer. Bei einem fingierten Treffen mit dem Leiter des Museums schnappte in Basel die Falle zu und die Polizei nahm die Hehler fest und beschlagnahmte die Bronzefunde, darunter die Himmelsscheibe. Später seien auch die beiden Raubgräber verhaftet worden. Mehrere Strafprozesse folgten, in denen die Echtheit des Fundes nachgewiesen wurde. Bei diesen Untersuchungen habe man festgestellt, dass das Kupfer der Himmelsscheibe vom Mitterberg am Hochkönig bei Salzburg, das Gold aus Cornwall in England und das Zinn aus der Bretagne stammt. Da in der Umgebung der verschiedenen Fundorte auch sogenannte Fürstengräber mit reichen Beigaben entdeckt wurden, geht Dr. Reichenberger davon aus, dass die Handelsbeziehungen quer durch Europa schon in dieser Zeit bestanden. Den Weg des „Salzburger Kupfers“ habe man von Irland bis in die Türkei nachweisen können.

Die fünf Phasen der der Himmelsscheibe und ihre Deutung

Ebenso spannend wie der Fundbericht war auch die Schilderung von Dr. Alfred Reichenberger über die Entstehung der Himmelscheibe und ihrer Deutung. Er nannte fünf Phasen der Veränderungen über Jahrhunderte hinweg.  In der ersten Phase seien auf der Scheibe in Gold nur der Vollmond, der Sichelmond und 32 Sterne dargestellt worden, darunter der aus 7 Sternen bestehende Sternhaufen der Plejaden. Da deren Aufgang Mitte März und Untergang Mitte Oktober in Verbindung einmal mit dem Sichelmond und dann mit dem Vollmond zu sehen sei, müsse man einen Zusammenhang mit dem jahreszeitlichen Kreislauf der bäuerlichen Kultur des Aussäens und Erntens sehen. In einer zweiten Phase sind am Rand zwei Sonnen-Horizonte hinzugekommen und in einer dritten Phase noch die Sonnenbarke hinzugefügt worden. Später wurde sie noch an den Rändern gelocht und schließlich nach Entfernung einer Horizontsichel als geweihter Gegenstand in geweihter Erde niedergelegt. Langanhaltender Beifall belohnte Dr. Alfred Reichenberger für seinen interessanten Vortrag, dem sich eine rege Diskussion anschloss.

 

Einen ausführlichen Beitrag finden Sie unter "SPD im Labertal"

 

 

Homepage Arbeitskreis Labertal

Google Kalender

120 Jahre BayernSPD

Testen Sie uns!

BayernSPD News

Mitentscheiden