Wanderausstellung "Schuld & Sühne?" - Station Geiselhöring

Veröffentlicht am 23.11.2016 in Veranstaltungen

Diskutierten lange über die Aufarbeitung der NS-Verbrechen: Archivinspektorin Karin Hagendorn von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns(Mitte), AK-Sprecher Rainer Pasta(li), Pfarrer Ulrich Fritsch (3.v.li) und Mitglieder des Kirchenvorstandes

Schuld und Sühne?

AK Labertal gastiert mit Wanderausstellung  in der Kreuzkirche in Geiselhöring

Seit Samstag präsentiert der SPD-Arbeitskreis Labertal eine Ausstellung des Staatsarchivs München, die auf 12 Ausstellungstafeln die Ermittlungen und Strafverfahren wegen Nationalsozialistischer Gewaltverbrechen zeigt, in der Kreuzkirche in Geiselhöring. Die Ausstellung wurde am Montag mit einer Führung durch die Ausstellung eröffnet und ist noch bis 11. Dezember täglich von 8 bis 22 Uhr zu besichtigen.

„Die Ausstellung wurde am 6. Mai 2014 zum ersten Mal in München gezeigt und wurde für die Ausstellungsreihe im Labertal um ausgesuchte niederbayerische Fälle ergänzt“, so AK-Sprecher Rainer Pasta, der sich freute, die Ausstellung in der Kreuzkirche zeigen zu können. „Ein dunkles Kapitel in unserer deutschen Geschichte und wir werden daran erinnern, damit das nie wieder passiert“, so Pfarrer Ulrich Fritsch, der mit seinem Kirchenvorstand die Führung durch die Ausstellung begleitete. Das Staatsarchiv München stellt dem AK Labertal die Ausstellung „Schuld und Sühne?“ zur Verfolgung von NS- Gewaltverbrechen exklusiv zur Verfügung. Die Ausstellung des Staatsarchivs München gibt einen Einblick in die Verfahrensabläufe vor Gericht und stellt einige Prozesse vor, die aus der Masse der Strafverfahren herausragen, so Archivinspektorin Karin Hagendorn von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, die die Ausstellung mit konzipierte und als stellvertretende Sprecherin des AK Labertal die Ausstellungsreihe koordinierte.

Ein Abschnitt der Ausstellung widmet sich den Verbrechen im Konzentrationslager Dachau, deren juristische Aufarbeitung ausschließlich in den Zuständigkeitsbereich der Staatsanwaltschaft München II fiel. „Die Nazis hatten das KZ Dachau zu einem Musterlager ausgebaut, das allein durch seine Existenz Schrecken unter der Bevölkerung verbreiten sollte“, so Hagendorn, die durch die Ausstellung führte. Regimegegner wurden dort zum Schweigen gebracht, nachweislich 31.591 Häftlinge fanden in Dachau den Tod. Ein weiterer Abschnitt widmet sich beispielsweise NSG- Verfahren, deren Überlieferung man nicht in den Beständen eines für Oberbayern zuständigen Staatsarchivs vermuten würde. Sie betreffen den Tod von Stalins Sohn Jakob Dschugaschwili, die Ermordung von Edith Stein und dem Hitlerattentäter Georg Elser.

Fälle aus der Region machen die Ausstellung besonders interessant

Die aus Niederbayern aufgenommenen Fälle betreffen Cäcilie Wühr, Josef Fritz, Ottilie Meindl und Nikolaj Sanian aus Drachselsried/Viechtach sowie Agnes Schober aus Regen und die KZ- Nebenlager Passau I (Oberilzmühle) und Passau II. Um die regionale Komponente in die Ausstellung einzubringen hat der AK Labertal die zwölf Ausstellungstafeln des Bayerischen Staatsarchivs um zwei weitere Tafeln ergänzt: Die Standgerichtsprozesse zur Ermordung von Domprediger Johann Maier, Regensburg;  Regierungsrat Dr. Franz Seiff, Landshut ,sowie Friedrich Beutlhauser und Alois Huber, Ittling, aber auch die fehlende gerichtliche Aufarbeitung zu den Vorkommnissen im Polenkinderlager Laberweinting und die Entnazifizierung werden darauf thematisiert.

Hagendorn berichtete über die Einschätzung des Leiters des Staatsarchivs Münchens, Dr. Christoph Bachmann, dass die Bedeutung der Verfahren mit Blick auf Sühne und Vergeltung eher negativ zu bewerten sei, da nur wenige Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen wurden. Der angesammelte Archivbestand dokumentiere aber die Umstände vieler Verbrechen, die ansonsten der Vergessenheit überlassen worden wären.

Entnazifizierungsakten geben Einblick in die NS-Geschichte einer jeden Familie

Im Anschluss der Führung entwickelte sich eine interessante Diskussion mit vielen persönlichen Eindrücken und Erinnerungen an die Geschichten, über die die Eltern- bzw. Großeltern erzählt hatten – oder eben nicht! Auf unterschiedlichste Weise wurden die schrecklichen Ereignisse in den Familien der anwesenden Kirchenvorstände aufgearbeitet, wie diese berichteten. Während vor allem die Frauen oft über das Erlebte erzählten, hüllten sich die Männer meist in Schweigen. Die traumatischen Kriegserlebnisse, aber auch die persönliche Verwicklung in die NS-Ideologie prägen viele Familien noch heute. Insbesondere die Entnazifizierungsakten, die im Staatsarchiv Landshut für unsere Region aufbewahrt werden, geben detaillierten Einblick in die NS-Geschichte einer jeden Familie. So musste jeder Erwachsene nach dem Krieg einen detaillierten Fragebogen über seine Verstrickung in die NS-Ideologie abgeben. Erstaunlich ist die unterschiedliche Sühne, die die Betroffenen zu leisten hatten, wie AK-Sprecher Rainer Pasta berichten konnte. Während einerseits die Zwangsmitgliedschaft in einer NS-Organisation für einfache Leute einschneidende Folgen hatte, kamen langjährige, überzeugte und ausgezeichnete Parteimitglieder oft mit geringen Geldstrafen davon. Selbst dann gab es noch Einsprüche und die Vorlage von sogenannten „Persilscheinen“, um die eigene Schuld zu relativieren und die Strafe zu minimieren.

Anschließend wandert die Ausstellung weiter nach Regensburg und wird am 12. Dezember in den Privaten Schulen Breitschaft zur letzten Station der diesjährigen Ausstellungsreihe eröffnet.

 

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