Wanderausstellung startet in Aufhausen

Veröffentlicht am 20.09.2015 in Veranstaltungen

Pfarrer Ulrich Fritsch aus Geiselhöring, der mit seiner Kirchengemeinde die Ausstellung begleitet, hat auch eine Plakatwand zu seiner Kirchengemeinde mitgestaltet

 

Irgendwo auf der Welt …

Evangelische Gemeinde und SPD starten Wanderausstellung „Flucht und Vertreibung“

Am kommenden Montag, den 21. September 2015 starten der SPD-Arbeitskreis Labertal mit dem Ortsverein Aufhausen um 20 Uhr in der Grundschule Aufhausen die Wanderausstellung „Flucht und Vertreibung“. Eine Vernissage mit anschließendem Erzählcafé soll den in Aufhausen und Umgebung lebenden Zeitzeugen die Möglichkeit bieten, ihre Geschichte zu erzählen und für die nachgeborenen Generationen erlebbar zu machen.

Inhalt der Ausstellung ist die Ankunft evangelischer Christen in der Region Labertal 1945/46. Dabei sollte unter dem Motto „Irgendwo auf der Welt …“, angelehnt an den bekannten Titel der Comedian Harmonists, die Brücke zur aktuellen Asylproblematik geschlagen werden. „Dass wir mit der Ausstellung, die wir bereits im Herbst 2014 planten, ein so aktuelles und hochpolitisches Thema aufgreifen würden, hatte niemand gedacht und erwartet“, so die Landshuter Landtagabgeordnete Ruth Müller, die als Schirmherrin die Ausstellung begleitet. Weitere Ausstellungsorte sind Landau a.d.I., Schierling, Langquaid, Landshut, Altdorf und Rottenburg a.d.L.

„Die Geschichte der evangelischen Christen in unserer Region ist in ganz besonderer Weise auch mit dem Schicksal vieler Heimatvertriebenen verbunden, die nach Kriegsende bei uns eine neue Heimat gefunden haben“, so Pfarrer Ulrich Fritsch, der mit seiner Kirchengemeinde die Ausstellung begleitet. Ein lebensgefährlicher wochenlanger Fußmarsch mitten im kalten Winter lag hinter ihnen, als die von Haus und Hof Vertriebenen aus Schlesien, Schlottau, Martinwaldau, Bunzlau, aus Ostpreußen und dem Sudetenland im Labertal landeten. Sie waren von den Strapazen gezeichnet, als sie mit ein paar Habseligkeiten wie Bettler vor den Häusern wohlhabender Bauern, von örtlichen Behörden eingewiesen und nicht gerade begeistert aufgenommen wurden.

Die Zahl der Evangelischen in Niederbayern verachtfachte sich durch ihren Zuzug. Vieles war den Menschen, die ihre Heimat verloren hatten, fremd in dieser noch völlig anderen, katholisch geprägten Welt. Aber auch die Katholiken mussten sich erst an die Evangelischen gewöhnen. Man begegnete ihnen manchmal mit Ablehnung und Misstrauen – und nahm sie dann doch freundlich auf. Nach und nach lernte man sich kennen. Damit begann die Geschichte vieler unserer evangelischen Kirchengemeinden, die vorher nur aus einer Hand voll Evangelischen bestand: Ärzte, Mitarbeiter der Bahn und einige wenige andere. Aber mit dem Treck kamen auch einige Pfarrer, die hier einen Teil ihrer Gemeinde wiederfanden. In der evangelischen Diasporagemeinde Geiselhöring mit 6 Prozent Evangelischen war das Gemeindeleben und die Seelsorge ohne Ökumene gar nicht möglich. Von Anfang an war die katholische Gemeinde Stärke, Stütze und ein Verlässlicher Partner. Die katholischen Pfarrer erlaubten den Flüchtlingen meist in ihren Kirchen Gottesdienste abzuhalten.

Mit dem Fahrrad fuhr der Pfarrer in die zum Teil 20 km entfernten Randgemeinden – so auch nach Aufhausen - hinaus, hielt drei bis vier Gottesdienste pro Sonntag und viele Evangelische nutzten dankbar die Gelegenheit, endlich wieder eine Kirche als geistliche Zuflucht zu haben und den vertrauten Ablauf im wohltuenden schlesischen Dialekt feiern zu dürfen! 1946 gab es die erste Konfirmation und der Kirchenchor gründete sich. Um 1958 ging es dann an den Bau der neuen Kirche in Geiselhöring, die am 11. Oktober 1959 eingeweiht werden konnte. Die zweite und dritte Generation der Flüchtlinge ist längst heimisch geworden. Aber sie sind offen geblieben für Neues und Neue. Als sich der Eiserne Vorhang öffnete, folgte eine Zuzugswelle aus der DDR, Siebenbürgen und Russland. „Auch heute suchen wieder Flüchtlinge und Vertriebene Schutz und Hilfe bei uns. Sie kommen aus weitentfernten Ländern, mit fremden Sitten und Gebräuchen. Aber es sind Menschen - und wir bieten ihnen Hilfe und Respekt. Vielleicht finden einige den Weg in unsere Gemeinden und hier eine neue Heimat. Wir freuen uns auf sie“, so Pfarrer Ulrich Fritsch.

Unter der Überschrift „Aus Erinnerung erwächst Verantwortung“ thematisiert die Schau auf zwölf Tafeln das Ankommen evangelischer Christen im Westmünsterland. Die Retrospektive widmet sich dabei insbesondere der Flüchtlings- und Vertreibungsgeschichte zahlreicher evangelischer Christen in ihrer neuen Heimat. Auf zwei zusätzlichen Tafeln wird dazu die Geschichte der Evangelischen Christen in Niederbayern und der Oberpfalz, insbesondere in der Region Labertal thematisiert.

Hubert Wittmann, der Ortsvorsitzende des SPD-Ortsvereins Aufhausen, lädt zur Eröffnung am Montag besonders Betroffene aus der Zeit nach dem Kriegsende ein.

 

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