„Wann wird man je versteh´n?“ - Geiselhöringer Bürger diskutierten auf Einladung der SPD Rechtsradikalismus in Bayern

Veröffentlicht am 15.10.2009 in Ortsverein

Beim Ausstellungsbesuch: Juso-Vorsitzender Schäfer, Johannes Faden, Ruth Müller, MdL Perlak und Rainer Pasta (v.l.n.r)

Seit Montag gastiert die Ausstellung „Rechtsradikalismus in Bayern“ der Friedrich-Ebert-Stiftung in der Volksschule Geiselhöring. Dies nahm der SPD Ortsverein zum Anlass, im Rahmen einer Vernissage mit Mandatsträgern, Eltern und Bürgern über das Thema Rechtsradikalismus zu diskutieren. Nach dem gemeinsamen Rundgang durch die Ausstellung konnten in einer offenen Diskussion mit Kommunalpolitikern der SPD sowie MdL Reinhold Perlak auftauchende Fragen und aktuelle Probleme besprochen werden.

Am Montag Abend lud der SPD-Ortsverein Eltern, Bürger und Mandatsträger zum gemeinsamen Rundgang durch die Ausstellung „Rechtsradikalismus in Bayern“ in die Volksschule Geiselhöring ein. Der Ortsvereins freute sich neben MdL Reinhold Perlak, der Landshuter Kreisvorsitzenden Ruth Müller und dem 3. Bürgermeister der Gemeinde Perkam, Erich Reindlmeier, zahlreiche Eltern und Bürger sowie den evangelischen Pfarrer von Geiselhöring, Herrn Ulrich Fritsch, begrüßen zu dürfen. „Die zahlreiche Teilnahme zeigt die Aktualität dieses Themas und den Handlungsbedarf gegen Rechtsradikalismus in unserer Gemeine und in der ganzen Region“, so der SPD-Ortsvereins-Vorsitzende Johannes Faden in seiner Begrüßung. Besonderen Dank richtete Faden an die Leitung der Geiselhöringer Volksschule, die den Rechtsradikalismus als gesellschaftliches Problem ernst nimmt und an den SPD-Arbeitkreis Labertal, der die Ausstellung federführend in einer Ausstellungsreihe quer durch die Region Labertal organisiert hat.

Großen Anklang bei den Besuchern fand die Möglichkeit, mit den SPD-Mandatsträgern und dem evangelischen Pfarrer über den Inhalt der Ausstellung zu diskutieren. MdL Reinhold Perlak verwies in seinem Resumé zur Ausstellung auf die Notwendigkeit, kontinuierlich gegen rechte Strukturen vorzugehen: „Die demokratischen Kräfte in unserer Gesellschaft müssen laufend daran arbeiten, nationalsozialistisches Gedankengut zu bekämpfen. Die Ausstellung ist hierbei ein wichtiger Baustein um Schüler und Eltern darüber aufzuklären, wie die braune Szene funktioniert und den extremen Rechten klar entgegen zu rufen: Wir sehen nicht weg, wir stehen dagegen!“. Reinhold Perlak stellte in seinen Ausführungen im Zusammenhang mit den rechtsextremistischen Parolen immer wieder die Frage: „Wann wird man je versteh´n?“, frei nach dem bekannten Antikriegslied, und gab am Ende das Ziel aus, um dass sich alle demokratischen Kräfte bemühen müssen: „Ja, wir haben verstanden!“

Besorgt äußerten sich Besucher der Ausstellung darüber, wie weit verbreitet rechte Propaganda, speziell unter Jugendlichen, ist: „Unsere Kinder sind häufig mit subtiler rechter Propaganda konfrontiert; zum Beispiel in PC-Spielen oder rechter Musik oder symbolbehafteter Kleidung. In der Ausstellung wird den Jugendlichen – und den Eltern - gezeigt, welch menschenverachtende Ideologien sich hinter vielen Symbolen und Texten versteckt“, so einer der anwesenden Väter. „Man muss sich selber informieren und mit seinen Kindern über rechte Texte und Symbole offen reden.“ Politik und Ehrenamt seien gefordert, so ein weiterer Besucher, gemeinsam mit Schule und Eltern Kinder und Jugendliche vor Rechtsradikalismus zu schützen und sie mit professioneller Jugend- und Vereinsarbeit von der rechten Szene fern zu halten. Hier setzte auch die Landshuter SPD-Kreisvorsitzende Ruth Müller an: „Wo der Staat und die Gesellschaft sich aus der Jugendfürsorge zurückziehen, überlässt man den extremen Rechten das Feld, unsere Kinder zu beeinflussen und mit ihrer menschenverachtenden Ideologie zu verblenden. Fehlende Finanzmittel dürfen hier keine Entschuldigung sein, nichts zu tun. Bei unseren Kindern und Jugendlichen darf nicht gespart werden.“

Sehr klar bezogen Mitglieder des „Straubinger Runden Tisches gegen Rechts“ Stellung und schilderten halblegale und illegale Aktivitäten des „braunen Mobs“ in Niederbayern und darüber hinaus. Schmähbriefe und persönliche Angriffe müssen die Aktivisten erdulden und nicht selten ist ein Umzug der letzte Schutz vor körperlicher Gewalt.“ Als Vertreter der Glaubensgemeinschaften warnte der Geiselhöringer Pfarrer Ulrich Fritsch vor Pauschalurteilen und Anonymisierung: „Man darf nicht entmenschlichen und mit eigenen Kampfparolen auf Kampfparolen der anderen reagieren; vielmehr gilt es, hier das Individuum zu erkennen und Türen zum Ausstieg zu öffnen. Selbst auf die Stufe der Nazis hinabzusteigen, ist der falsche Weg.“ Fritsch räumte aber ein, dass der Dialog mit der rechten Szene nicht unproblematisch sei – wie solle man Rassismus, Antisemitismus und Gewalt wirkungsvoll begegnen?

An die Politik stellten die Bürgerinnen und Bürger die klar definierte Forderung, sich weiter für das strikte Verbot von Spielen, Musik und anderen Symbolträgern mit rechtsextremen Gedankengut einzusetzen und dies nicht nur in Bayern, sondern europaweit, „denn es kann nicht sein, dass die Sachen bei uns verboten sind und gleich hinter der offenen Grenze zu Österreich frei verkauft werden dürfen“, so ein besorgter Vater. Auch die strikte Ahndung von vermeintlich „kleinen“ Verstößen, wie Hakenkreuzschmierereien oder antisemitischen Parolen wurde von den Eltern gefordert. Doch hier seien gerade die Kommunalpolitiker und jeder einzelne gefordert, auch am Stammtisch, klar Position gegen Rechtsextremismus zu beziehen. Eine weitere Forderung nahm MdL Reinhold Perlak gerne mit nach München: „Aufklärung über Rechtsextremismus muss fester Bestandteil des Unterrichts werden, „es kann nicht sein, das sich die Schule erst ernsthaft mit dem Thema befasst, wenn eine Organisation von außen eine solche Ausstellung an die Schule holt.“

Den regen Zuspruch zur Ausstellung „Rechtsradikalismus in Niederbayern“ und die engagierten Anregungen aus der Geiselhöringer Bevölkerung werten SPD-Arbeitskreis und Ortsverein als Auftrag, weiter zu machen in der Arbeit gegen Rechtsextremismus: „Wir werden im Schulterschluss mit Kirche, Vereinen und mit dem Runden Tisch gegen Rechts weiter Aufklärung leisten“ verspricht Rainer Pasta, Sprecher des Arbeitskreises Labertal. Für die kommenden Wochen nach den Ausstellungen in den vier Labertalgemeinden – Saal, Pfeffenhausen, Neufahrn und Geiselhöring - kündigte Pasta Gespräche mit Lehrern, Schülern und Eltern an, um die Wirkung der Ausstellung zu erfahren und weiteren Informationsbedarf zu ermitteln.

Die Ausstellung „Rechtsradikalismus in Bayern“ der Friedrich-Ebert-Stiftung klärt auf 15 Schaubildern über die rechte Szene und ihre versteckte wie offene Propaganda auf. Die Ausstellung, die bayernweit bereits über 200.000 Besucher angezogen hat, widmet sich dabei der Offenlegung rechter Organisationen und Strukturen, der Aufklärung über braune Subkulturen und gibt Beispiele und Anregungen, wie im Alltag gegen Rechtradikalismus vorgegangen werden kann. Die Ausstellung ist in der Geiselhöringer Volksschule noch bis Freitag zu sehen.

 

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