Wanderausstellung "Schuld & Sühne?" - Station Straubing

Veröffentlicht am 15.11.2016 in Veranstaltungen

Freuten sich die Ausstellung in Straubing präsentieren zu können: (v.l.) Schulleiterin Barbara Kasberger, Juso-Vertreterin Verena Klinger, AK-Sprecher Rainer Pasta, Christine Sommerfeld, Stadtverbandsvorsitzender Dr. Olaf Sommerfeld, Geschichtslehrerin Sabrina Zwicknagl, Jürgen Karbstein und Stadtrat Nail Demir

 

NS-Gewaltverbrechen und ihre Aufarbeitung

Wanderausstellung gastiert in der Privatschule Kasberger & Wildmann in Straubing

Derzeit präsentiert der SPD-Arbeitskreis Labertal eine Wanderausstellung des Staatsarchivs München, die auf 14 Ausstellungstafeln die Ermittlungen und Strafverfahren wegen Nationalsozialistischer Gewaltverbrechen zeigt. Die Ausstellung gastiert derzeit in der Privatschule Kasberger & Wildmann in Straubing. Bei einem öffentlichen Abendtermin der Straubinger SPD führte AK-Sprecher Rainer Pasta durch die Ausstellung

Schulleiterin Barbara Kasberger und Geschichtslehrerin Sabrina Zwicknagl freuten sich, dass der Arbeitskreis Labertal zum wiederholten Male mit einer Ausstellung in ihrer Schule gastiert und einen fundierten Betrag zur Heimatgeschichte leistet. AK-Sprecher Rainer Pasta erinnerte in seiner Einleitung, dass die Ausstellung am 6. Mai 2014 zum ersten Mal im Staatsarchiv München gezeigt und für die Ausstellungsreihe in der Region um ausgesuchte niederbayerische Fälle ergänzt wurde. Stadtverbandsvorsitzender Dr. Olaf Sommerfeld bedankte sich für die Möglichkeit, die Ausstellung in Straubing zu zeigen und bemerkte die Aktualität des Themas in Bezug auf die „Akte Rosenburg“ – einer Studie, die zeigt, dass nach dem Zweiten Weltkrieg viele Alt-Nazis führende Positionen im Bundesjustizministerium bekamen und die Strafverfolgung von NS-Tätern hintertrieben.

Gerichtsverfahren ließen Verbrechen nicht in Vergessenheit geraten

Arbeitskreis-Leiter Rainer berichtete über die Einschätzung des Leiters des Staatsarchivs Münchens, Dr. Christoph Bachmann, der die Ausstellung initiierte und feststellte, dass die Bedeutung der Verfahren mit Blick auf Sühne und Vergeltung negativ zu bewerten sei, da nur wenige Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen wurden. Der angesammelte Archivbestand dokumentiere aber die Umstände vieler Verbrechen, die ansonsten der Vergessenheit überlassen worden wären.

Einblick in die Verfahrensabläufe und beispielhafte Prozesse

Anschließend führte der Sprecher des Arbeitskreises Labertal durch die Ausstellung. Die aus Niederbayern aufgenommenen Fälle handeln von Cäcilie Wühr, Josef Fritz, Ottilie Meindl und Nikolaj Sanian aus Drachselsried/Viechtach sowie Agnes Schober aus Regen und die KZ-Nebenlager Passau I (Oberilzmühle) und Passau II. Um die regionale Komponente in die Ausstellung einzubringen hat der AK Labertal die zwölf Ausstellungstafeln des Bayerischen Staatsarchivs um zwei weitere Tafeln ergänzt: Die fehlende gerichtliche Aufarbeitung zu den Vorkommnissen im Polenkinderlager Laberweinting und die Entnazifizierung werden darauf ebenso thematisiert wie die Standgerichtsprozesse zur Ermordung von Domprediger Johann Maier, Regensburg;  Regierungsrat Dr. Franz Seiff, Landshut ,sowie Friedrich Beutlhauser und Alois Huber in Ittling.

„Sie haben Ihren Mut mit dem Leben bezahlt“

Bei Standgerichten in den letzten Kriegstagen gab es nur zwei Urteile: Tod oder Freispruch.  Für die Mordtaten, die von der Terror- und Mordmaschinerie der SS in der allerletzten Kriegsphase exzessiv begangen wurden, sind die Täter ganz unterschiedlich zur Verantwortung gezogen worden, berichtete Rainer Pasta und stellte den Fall der beiden Ittlinger Friedrich Beutlhauser und Alois Huber vor, die von der SS ermordet wurden.

Die beiden Ittlinger Friedrich Beutlhauser und Alois Huber wurden Am Donnerstag, den 26. April 1945, wurden Beutlhauser und Huber im Kirchturm der Ittlinger Pfarrkirche festgenommen, weil sie den herannahenden Amerikanern die weiße Fahne hissen wollten.

Am Freitag, den 27. 4.1945 gegen 12.30 Uhr wurden Beutelhauser und Huber an der Dorflinde vor der Kirche in Ittling auf Befehl des Bataillonskommandeurs Major Walter Enßlin durch ein von Oberfeldarztes der Luftwaffe und Kampfgruppenkommandant für Strasskirchen, Major Dr. Josef Schirmböck, gestelltes Exekutionskommando gehängt und nach Misslingen, erschossen. Beutelhauser wurde dabei ein Schild um den Hals gehängt: “Das Schwein wollte die Front an den Feind verraten!“

„Im Namen des Gesetzes“

„Es fand kein kriegsgerichtliches oder standrechtliches Verfahren statt; die beiden jungen Männer wurden einfach über ein Schnellgericht abgeurteilt“, so Pasta. Straßkirchen wurde am Tag darauf am 28. April 1945 von den Amerikanern eingenommen, wobei sowohl Straßkirchner Bürger als auch Soldaten dabei ihr Leben ließen. Die Verantwortlichen dieser Todesurteile, die Offiziere Walter Ensslin und Josef Schirmböck wurden 1970 wegen Verjährung des Totschlags bzw. der Beihilfe zum Todschlag an Beutelhauser und Huber nicht mehr belangt. Der Tat wurden nicht als grausam oder heimtückisch bewertet, ebenso wurden keine niederen Beweggründe erkannt. Deshalb wurde nicht wegen Mordes, sondern nur wegen Totschlag ermittelt – und Totschlag verjährt nach 15 Jahren. „Major Walter Enßlin gründete nach dem Krieg einen großen Gartenbaubetrieb in Ulm, Dr. Josef Schirmböck praktizierte als Facharzt für Innere Krankheiten in Augsburg“, konnte Pasta abschließend berichten.

Der Jugend von heute die Verteidigung der Demokratie ans Herz legen

In der anschließenden Diskussion berichtete Geschichtslehrerin Sabrina Zwicknagl über die Einbindung der Ausstellung in den Geschichtsunterricht. Einig waren sich die Besucher über die Wichtigkeit der Erinnerung an die Geschehnisse während der NS-Herrschaft, um der Jugend von heute die Verteidigung der Demokratie ans Herz zu legen. Weiter wurden der Zusammenhang  zwischen den derzeit aufkeimenden rechtsradikalen Tendenzen mit einer misslungenen Entnazifizierung und die aktuellen Ereignisse in der Türkei diskutiert, die Stadtrat Nail Demir an die Anfänge der NS-Herrschaft erinnerten.

Die Ausstellung wird am kommenden Freitag im Haus der Generationen in Mallersdorf-Pfaffenberg, anschließend in der Kreuzkirche in Geiselhöring und schließlich ab 12.12. in der Regensburger Niederlassung der Privatschule Kasberger & Wildmann gezeigt.

 

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